Judas Priest : Demolition

Weia. Was sich die altehrwürdigen Eminenzen des Heavy Metal bei diesem Rohrkrepierer gedacht haben, wird mir wohl bis in alle Ewigkeit ein Rätsel bleiben. "Jugulator", das Einstandsalbum von Neu-Fronter Tim "Ripper" Owens war in meinen Augen größtenteils alles andere als schlecht, die paar Ausfälle darauf hatte ich unter "Band war noch nicht aufeinander eingespielt" abgelegt und beim zweiten Versuch (auch aufgrund der Äußerungen der Priester im Vorfeld des "Demolition"-Releases) einen echten Killer erwartet. Aber das einzige, was hier "demoliert" wird, ist der eh schon stark angeschlagene Ruf der Band - denn "Demolition" ist schlicht und ergreifend die größte Katastrophe, die ich von einer der größeren Metal-Acts seit Metallica's abscheulicher "Load"-Selbstblamage zu hören bekommen habe.

Haken wir zunächst die positiven Ansätze ab (viele sind's ja nicht gerade): der schon von der Single her bekannte Opener "Machine Man" ist ganz anhörbar, gleiches gilt für das aggressive "Bloodsuckers" und "Feed On Me". Dazu kann das akustisch beginnende "Hell Is Home" halbwegs überzeugen, läßt mich aber spätestens zum grausigen Chorus zur Skip-Taste greifen. Ein paar weitere Songs, die eventuell in dieser (allerdings auch bestenfalls mittelmäßigen) Güteklasse hätten landen können (wie etwa der Stampfer "One On One"), werden durch die völlig nervtötenden New Metal-Sounds alles andere als besser. Jungs, glaubt Ihr mit diesem nervigen Gefiepe wirklich irgendwelche ziegenbartigen Trendkiddies bekehren zu können oder hat Euer neues US-Majorlabel solchen Kappes ausdrücklich gefordert?

Anders kann ich mir nämlich auch akustische Bankrotterklärungen wie "Jekyll And Hyde" oder "Devil Digger" (wäre wahrscheinlich der schwächste Priest-Song ever, käme gegen Ende des Albums nicht noch ein ganz besonderes "Bonbon" auf den unvorgewarnten Hörer zu...) nicht erklären. Wo ist die Melodie, wo die Songidee? Mal ganz zu schweigen von den Tipton'schen Minimalleistungen auf der lyrischen Ebene...

Mit "Subterfuge" reicht's mir dann endgültig - was ist das hier eigentlich, Rammstein, Rob Zombie oder doch Judas Priest? Nach diesem Song bin ich ja schon fast glücklich, daß man für zwei weitere Songs wenigstens ins harmlose Mittelmaß zurückfällt, bevor das abschließende "Metal Messiah" mit seinen gerappten (!) Strophen schließlich den letzten Schlag in die Fresse aller langjährigen Priest-Fans darstellt. Schade, denn der Song hat einen prinzipiell absolut geilen Chorus, aber in diesem Zusammenhang interessiert mich das auch nicht mehr wirklich.

Meine Prognose für die Zukunft? Sollte mich wirklich wundern, wenn es nach dieser Totalpleite nochmal ein Priest-Album mit Mr. Owens am Mikro geben sollte. Schade, denn der Mann, der seinerzeit mit Winter's Bane ein US-Metal-Album der Oberklasse einsang, hat an der ganzen Misere wohl noch am wenigsten schuld. Nur wird man ihn in Zukunft immer mit diesem Schrott in Verbindung bringen...

Frustrierend, nur noch frustrierend. Ich geb' mir jetzt erst mal "Defenders Of The Faith"...

(c)2001, Ernst Zeisberger 1