Power Symphony : Lightbringer

Return of the evil Rasenmäher-Attack? Glücklicherweise nicht - im Gegensatz zum Debütalbum dieser italienischen Truppe beschwören diesmal die Gitarren nicht ständig das Bild eines defekten Gartengeräts vor das geistige Auge. Armored Saint-Bassist Joey Vera hat als Produzent zwar keine Wunder gewirkt ("Heaviness" scheint oft etwas zu sein, was Michela D'Orlando & Co im Fremdwörterbuch nachschlagen müssen), aber im Vergleich zum "Evillot"-Album, das ich mir nach dem Hören einiger Soundfiles im Internet bestellt hatte ("wird schon besseren Sound haben als diese mp3s" - denkste...), ist eine Verbesserung um Lichtjahre festzustellen.

Sonst hat sich wenig getan - Power Symphony spielen auch weiterhin schön episch-düsteren Power Metal mit gelegentlichen Doom-Anklängen sowie der einen oder anderen keltischen Folk-Melodie (am offensichtlichsten in der "Bard's Song"-verdächtigen Ballade "Song Of Men") und sollten damit auch für Italien-müde Metaller mal 'n Ohr wert sein. Mit der ganzen Rhapsody-Sache hat die Band, die ihre Songs nicht im Exzeß mit Keyboards oder gar Klassik-Sounds überlädt, schließlich rein gar nichts zu tun; eher könnte man als groben Vergleich 'ne Mischung aus Lordian Guard und neueren Blind Guardian stehen lassen. Wobei man ersteren echte Drums und besseren Gesang voraus hat (wenn Sängerin Michela D'Orlando gelegentlich auch mal ordentlich neben der Spur liegt...), wenn's dagegen mal schneller wird (z.B. in "Quest For Knowledge"), liegt man in Sachen Melodien bestenfalls auf schwachem bis durchschnittlichem Blind Guardian-Niveau. Das ansonsten auch vorherrschende, eher doomige Tempo scheint der Truppe wesentlich näher zu liegen - ein herausragender Melodic-Songwriter wie Bill "Destroyer" Tsamis oder Hansi Kürsch fehlt ihnen trotzdem.

Quantität war noch nie die Sache von Power Symphony, auch auf dieser Scheibe gibt's wieder nur sechs neue Songs, plus ein Bal-Sagoth-lastiges, symphonisches Outro. Wäre mir eigentlich relativ wurscht, wenn die Band nicht zum zweiten Mal in Folge die Spielzeit durch zehn Minuten Stille vor einem hanebüchenen "Hidden Track" künstlich strecken würde. Leute, wenn ihr nicht mehr Inspirationen als für vierzig Minuten habt, dann laßt es doch einfach. Platten von Deadly Blessing, Sinergy und so gut wie alle Manowar-Klassiker kommen mit einer Spielzeit um die dreißig Minuten aus und sind deswegen nicht weniger wertvoll. EPs sind auch nicht automatisch schlecht (lassen sich aber nur schlecht für den vollen Preis ins Real stellen, gelle?). Eurer Glaubwürdigkeit helfen solche Aktionen nicht gerade weiter - was ich persönlich sehr schade finde, denn rein musikalisch kann ich der Truppe einiges abgewinnen, den schwachen Rausschmeißer "Quest For Knowledge" mal ausgenommen. So ist's ein zwiespältiges Teil.

(c)2000, Ernst Zeisberger

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