Mystic Force : Man Vs. Machine

Wow, Mystic Force denken ganz groß! Nicht nur kommt ihr "Man Vs. Machine"-Album nach einer Def Leppard würdigen Wartezeit auf den Markt - nein, das ganze, auf dem bandeigenen Siegen Records-Label veröffentlichte Scheibchen erfüllt jegliche Ansprüche, an denen ansonsten nur Major-Produktionen gemessen werden. Glasklarer, druckvoller Sound, gewohnt geniales Travis Smith-Artwork - und natürlich die Songs.

Jau, die Songs. Sehr modern tönt das Ganze aus den Boxen und dürfte vor allem wohl die Nevermore-Fans begeistern, die auch mit etwas abgedrehteren Songstrukturen klarkommen. Rein atmosphäretechnisch (und ich wiederhole: KEINESFALLS musikalisch!) kommt mir auch immer wieder Fear Factory's "Demanufacture"-Album in den Sinn, das ähnlich wie "Man Vs. Machine" die Auseinandersetzung des Menschen mit der modernen Technik thematisierte. Diese Ähnlichkeit äußert sich vor allem durch den kalten, technisierten Instrumentalsound und gelegentliches stakkatohaftes Geriffe; ansonsten jedoch sind Mystic Force diesem Neo-Thrash-Klassiker jedoch um Lichtjahre voraus. Verfügt man mit Neu-Sänger William Wren (ex-Oracle) doch über einen Frontmann, der sowohl den etwas gemäßigteren, Nevermore-artigen Gesang in den mittleren Tonlagen ebenso souverän beherrscht wie aberwitzige, spitze Schreie, wie sie der Kollege Dane höchstens zu seligen Sanctuary-Zeiten in sein Mikro brüllte. Damit wird bei Songs wie dem Klasse-Opener "Idiosyncrasy" oder dem mega-eingängigen "Man Made Master" die halbe Miete schon eingefahren - den Rest besorgt dann die technisch durchgehend hervorragende Instrumentalleistung. Somit komme ich auch nicht darum herum, dem guten Stück die Auszeichnung "Prog Metal-Highlight des Jahres" zu verleihen. Ein Muß für Freunde des anspruchsvollen Metals.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1