Metal Church: Masterpeace

Jeden Monat gibt es Reunions über Reunions und jeden Monat fragt man sich (mal mehr, mal weniger intensiv), ob sie denn auch nötig waren.

Im Falle Metal Church wurde nach Bekanntgabe der "Wiedervereinigung" darüber spekuliert, ob man in der legendären Wayne/Vanderhoof/Erickson/Arrington-Besetzung, die anno 1985 einer der wohl legendärsten Scheiben des Metal-Genres einspielten, an die Qualität eben dieses Albums ("Metal Church") und den beinahe ebenso starken Nachfolger "The Dark" (1986) heranreichen würde. Um es hier gleich vorweg zu nehmen: nein, Metal Church 1999 haben bis auf die (fast) identische Musikerformation rein gar nichts mehr mit den Mittachtzigern-Metal Church zu tun. Ob das nun schlimm ist oder nicht, ob dadurch gar die Reunion ihren Sinn verfehlte, sollte jeder für sich selbst entscheiden.

Tatsache ist, dass "Masterpeace", das erste Studioalbum seit sechs Jahren, ein zweifelsohne (objektiv!) gutes Album geworden ist. Abwechslungsreiche Kompositionen, melodiöse, eingängige Refrains, keinesfalls zu harte Instrumentierung – mögen könnten und werden es sicherlich viele, was die Herren Vanderhoof und Co. zusammengezimmert haben. Da gibt’s beispielsweise den Uptempo-Kracher "Falldown", der sofort vom kurzen, besinnlichen Instrumental "Masterpeace" abgelöst wird, bevor die über sieben Minuten lange und sich hervorragend steigernde Halbballade "They Signed In Blood" einen der Höhepunkte des Albums markiert. "Sleeps With Thunder" sowie "Into Dust" (meine beiden Favoriten) sind ebenfalls richtige Ohrwürmer, die all jene, die die letzten Alben der metallenen Kirche vergöttern, vom Hocker reissen werden.

Sicherlich kann man das alles noch unter dem Banner "Heavy Metal" laufen lassen, und der Name Metal Church bürgt eh seit Jahr und Tag für Qualität und für nichts anderes. Dennoch bleiben eben die ersten beiden Alben unerreichte Meilensteine, wie das eben bei vielen Bands immer so sein wird (Annihilator, Dream Theater, Omen, Queensryche, Psychotic Waltz ... Liste kann beliebig verlängert werden). Metal Church haben im letzten Jahr dieses Jahrtausends ihre richtig scharfen Klauen verloren und beissen (leider, wie ich zu meinem Bedauern feststellen musste) nur noch sporadisch zu. Die zahlreichen Leute aber, die sich eher gemässigteren Klängen zugeneigt fühlen (Metallica, Megadeth usw.) und für die dieses Album wie geschaffen zu sein scheint, werden’s ihnen danken.

Rein subjektiv gesehen ist aber "Masterpeace" für mich die Enttäuschung des Jahres...

(c) 1999, Michael Kohsiek

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