Memory Garden : Mirage

Zum dritten Mal in voller Länge bringen uns die nicht allzu alten Schweden feinen Power-Doom Metal. Der direkte Vorgänger "Verdict Of Posterity" ist mir zwar unbekannt, aber gemessen am sehr ordentlichen Debütalbum "Tides" sind eigentlich keine größeren Veränderungen zu vermelden. Nach wie vor gibt's also die altbewährte Mixtur aus episch-getragenen Klängen, wie sie dereinst die Großmeister dieses Stils, ihre Landsleute Candlemass, in der Szene etablierten, und powermetallisch angehauchten Tönen irgendwo zwischen Memento Mori und Solitude Aeturnus. Memento Mori-Mainman Mike Wead zeichnet sich denn auch für die Produktion mitverantwortlich, die mir leider etwas zu steril ausgefallen ist - bei einer Band, die sich in der Doom-Szene bewegt, macht sich etwas Sabbath-lastige Erdigkeit nie ganz schlecht. Hier dagegen kommen mir die Riffs einfach nicht heavy genug aus den Boxen entgegen - melodischere Gitarrenleads kommen dagegen in der Regel, vor allem aber in den herausragenden "Hallowed Soil", "Shade" und "River of Sludge", absolut magisch rüber.

Das letzte, was Memory Garden in meinen Augen von einem echten Genre-Klassiker abhält, ist Sänger Stefan Berglund, dem es, obgleich er sicher ein technisch herausragender Shouter ist, nie so recht gelingen mag, den Songs wirklich Leben einzuhauchen - ein ähnliches Problem hatte ich seinerzeit auch mit Memento Mori-Aushilfssänger Kristian Andren (ex-Tad Morose). In der Doom-Ecke erwarte ich einfach viel mehr Feeling und Ausdruck in der Stimme als technische Präzision - hätte beispielsweise Messiah Marcolin, von dem man übrigens schon wieder viel zu lange nichts gehört hat, diese Scheibe eingesungen, käme ich aus dem Jubeln wohl nicht mehr raus. So bleibt das von einem wahnsinnig atmosphärischen Coverartwork aus der Feder von Kristian Wahlin veredelte Album knapp hinter den Klassikern der erwähnten Bands zurück, bleibt aber für eingefleischte Doom-Fans ein sicherer Kauftip, der auch bei mir sicher noch die eine oder andere Runde im Player drehen wird.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1