Manilla Road : Mark Of The Beast

Wie die Zeiten sich doch ändern…noch bis vor kurzem mußte man sich nach Alben der amerikanischen Epic Metal-Legende noch einen Wolf suchen, und jetzt werden einem die Dinger quasi nachgeschmissen. Alleine seit Beginn des 21. Jahrhunderts habe ich sage und schreibe neun neue oder neu aufgelegte Manilla Road-CDs in meine Sammlung stellen können. Ist aber auch bitter nötig, denn zwischen den eiskalt kalkulierten, kurzlebigen Trends der kommerziellen Musikszene auf der einen und der leider im aktuellen Newcomer-Metalfeld weit verbreiteten Kopierwahn auf der anderen Seite strahlt der Stern der Wichita-Metaller heutzutage heller denn je!

Und so erfreuen sich selbst obskurste Aufnahmen des kultigen Trios mittlerweile einer Veröffentlichung – wie eben vorliegende, fast siebzigminütige CD, die den ersten offiziellen Release des sagenumwobenen “Dreams Of Eschaton”-Demos von 1981 darstellt. Seinerzeit zwischen den ersten beiden Alben, “Invasion” und “Metal”, aufgenommen, trat die Band das Material erst mal in die Tonne und verwurstete lediglich Ansätze daraus später in ihrem wohl größten Klassikersong (ebenfalls – tadaaa! - “Dreams Of Eschaton” betitelt!).

Lupenreinen Epic Metal braucht man aber von diesem Demo, wie Kenner der ersten zwei Alben wissen, nicht gerade zu erwarten. Tatsächlich waren Manilla Road damals noch nicht unbedingt eine Metalband, sondern hatten sich recht abgespacten Siebziger-Rock-Sounds verschrieben, die sich noch wesentlich ruhiger, aber nicht minder episch durch oft überlange Songs (“Mark of The Beast”, “Court Of Avalon” oder “Triumvirate”) ziehen und im Vergleich mit den späteren Manilla Road ihren Wiedererkennungswert allein aus den legendär-kauzigen Vocals von Mark Shelton und dem brillianten, inspirierten Gitarrenspiel desselben beziehen. Ebenfalls recht monumental ist das fast zehnminütige “Avatar”, das schon auf zukünftige, metallischere Entwicklungen im Hause Manilla Road hinweist und am offensichtlichsten für den “Crystal Logic”-Release ideentechnisch ausgeschlachtet wurde. Hammersong!

Alles in allem eine feine Ergänzung für die heimische Road-Sammlung. Man sollte allerdings schon mal über den Tellerrand blicken können – denn trotz eines enorm coolen Warrior-Covers von Thin Lizzy-Zeichner Jim Fitzpatrick ist die Scheibe natürlich alles andere als “true”. Neueinsteiger kaufen sich besser eines der regulären Reissues (“ich empfehle vor allem “Crystal Logic”, “Open The Gates” oder die Gottscheibe “The Courts Of Chaos”), aber für bereits mit dem Manilla-Virus Infizierte führt hieran kein Weg vorbei…

(c)2003, Ernst Zeisberger

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