Iron Maiden : Dance Of Death
Da isse
nu, die mächtig umstrittene neue Maiden-Scheibe. Und was ist nun dran
bzw. nicht dran an dem guten (?) Stück, daß es eine derartige Kontroverse rechtfertigen
würde? Betrachten wir die Songs doch einfach mal Stück für Stück, doch haken
wir zunächst die B-Note ab! Und die ist, sorry, für’n Arsch! Das Frontbildchen
teilt sich mit “Virtual XI” das Prädikat “größter Müll, der jemals auf einem Maiden-Cover zu sehen
war”. Amateurhaftes Computerdesign (man betrachte nur den Maskenmann mit
Giraffenhals oder das “auf” dem Wolf sitzende Kind…hat da gerade ein DAU ein
neues unbekanntes Programm ausprobiert?), und soll dieser 08/15-Grim-Reaper in
der Mitte wirklich Eddie darstellen? Auch soundtechnisch gibt es einige Mängel
anzuprangern, insbesondere die kraftlosen Gitarren und die beinahe
nichtvorhandenen Drums! Würde zu gerne hören, was Dickinson-Solo-Producer Roy
Z. daraus hätte machen können, denn songtechnisch ist “Dance Of Death” mehr als
nur in Ordnung! Drum nun auch in medias res!
1.
“Wildest Dreams” – die Vorab-Single gehört sicher zu den schwächeren
ihrer Art! Tolles Solo, aber das war’s auch schon. “The Wickerman” war dann
doch ‘n anderes Kaliber, von “Aces High” oder “Where Eagles Dare” mal ganz zu
schweigen.
2.
“Rainmaker” - Noch ‘n sehr eingängiger Song, aber deutlich besser als
der Opener. Trotzdem für Maiden keine Sensation. Hätte wohl
ganz gut auf’s “Fear Of The Dark”-Album gepasst.
3.
“No More Lies” – erstmals überschreitet man die 7-Minuten-Marke.
Typisches, längeres Steve Harris-Stück mit ruhigem Intro und leicht nervigem
Drei-Worte-bis-zum-Abwinken-wiederhol-Chorus. Immerhin der einzige dieser Art
auf “Dance Of Death”, und abgesehen davon auch ein sehr starker Song, wenn
Steve derartiges auch schon noch überragender dargeboten hat (“Clansman”
etwa.).
4.
“Montsegur” – Hammersong, der sowohl an “Powerslave” (deutliche
Anlehnung an das “Losfer Words”-Instrumental) erinnert als auch den Sound des
letzten Albums fortführt. DAS hätte die Single werden sollen!
5.
“Dance Of Death” – sehr atmosphärischer Beginn (die ersten drei Minuten,
bis der Song so richtig abgeht, könnte ich mir so etwa auch von Fish dargeboten
vorstellen!), dann steigert sich die Nummer in der Tat in eine Art wahnwitzige
Tanznummer mit russisch-folkigen Anklängen hinein, die vor allem durch einen
Bruce Dickinson in Höchstform glänzt. Bis jetzt klar der Höhepunkt des Albums!
6.
“Gates Of Tomorrow” – solider Up-Tempo-Rocker, der wohl am ehesten aufs
“Somewhere In Time”-Album gepaßt hätte, dort allerdings aufgrund der lahmen
Versmelodie nicht unbedingt zu den Höhepunkten gezählt hätte. Dafür gibt’s ‘nen
absolut geilen Chorus.
7.
“New Frontier” – siehe “Gates Of Tomorrow”. Nicht überragend, aber gut.
Übrigens liest man hier Nicko McBrain’s ersten Songwriting-Credit überhaupt.
8.
“Paschendale” – gegen diesen Song war alles bisher, auch der Titeltrack,
lediglich Vorgeplänkel. In einem alles überragenden, orchestral verstärkten
Achtminüter erzählt man die Geschichte einer Schlacht aus dem Ersten Weltkrieg.
Episch, dramatisch, brilliant!
9.
“Face In The Sand” – Na ja, ganz nett. Wieso so viele Synthies statt
Gitarren? Wird eigentlich nur durch den extrem ohrwurmigen Chorus gerettet.
10. “Age Of Innocence”
– Schwach. Recht langweiliger Füller, den wohl niemand so richtig vermißt
hätte, wenn man ihn auf eine B-Seite verbannt hätte.
11. “Journeyman” – Eine
Akustikballade mit (Pseudo-)Orchesterbegleitung und damit wohl einer der
untypischsten Maiden-Songs ever. Sehr stimmungsvoll zum Ausklang der
Scheibe.
Womit mit
dem Titeltrack und “Paschendale” gerade mal zwei absolut zwingende Killersongs
den Weg auf Dance Of Death” gefunden haben. Diese werden zwar von jeder Menge
gutem bis sehr gutem Material unterstützt, aber die Tatsache, daß das neue
Album gegenüber dem brillianten Vorgänger “Brave New World” doch recht deutlich
abfällt, kann das auch nicht verschleiern. Sein Geld ist “Dance Of Death”
natürlich immer noch wert (insbesondere Bruces hervorragende Vocals reißen viel
wieder heraus, was woanders verbockt wurde), aber dennoch: ich hatte mir
wesentlich mehr hiervon verprochen.…
(c)2003, Ernst Zeisberger