Mägo de Oz : FinisTerra
Der Underground spricht ja im Moment erfreulich oft und gut von Tierra Santa - und die fanatischen Maiden-Jünger scheinen die Blicke vieler Metalheads gen Spanien gelenkt zu haben. Nun, allzuviel spanischen Metal zu kennen kann ich mich noch nicht rühmen, aber die bereits erwähnten Tierra Santa und die fast ebenso exzellenten Avalanch (unbedingt mal "Llanto De Un Héroe" anchecken, ein Killer!) weckten zweifelsohne Lust auf mehr. Und hier kommen die "Zauberer von Oz" ins Spiel, die mit "FinisTerra" ein Konzeptalbum als Protest gegen die Ausrottung der südafrikanischen Wüstenspringmaus vorlegen. Öhm, oder über irgendwas anderes, habe ich erwähnt, daß ich des Spanischen über "si" hinaus nicht gerade mächtig bin? ;-)
Wie dem auch sei, über die rekordverdächtige Spielzeit von gut 110 Minuten metalt man sich durch zwanzig feine, folkig tönende Songs, die das komplette Spektrum irgendwo zwischen Power Metal-Truppen wie Blind Guardian (öfters mal...), den ewigen Klassikern Iron Maiden (eher selten...) und natürlich den Folk-Metal-Pionieren Skyclad (vor allem...) abdecken. Bezeichneten sich letztere mal selbstironisch als die "verruckten Englander", so sind Mägo de Oz analog dazu sicherlich so etwas wie die "spinnerten Spanner" (oder "Spaniel"?), denn gewöhnlich klingt hier ganz und gar nichts. Flöten, Fiedel, Dudelsack & Co. zählen schon fast zur Standardausstattung in erfreulich einfallsreichen Metalsongs wie dem kraftvollen Speed-Opener "Satania" (Blind Guardian meets Skyclad), dem Jethro Tull-Cover "Kelpie" (jetzt fragt mich bloß nicht, wie das Teil im angelsächsischen Idiom einst betitelt war...) oder im puren Skyclad-Stile daherkommenden Folk-Stimmungsmacher wie "La Santa Compaña" oder "La Danza Del Fuego". Gelegentlich kommt mir das Ganze auch im wahrsten Sinne des Wortes etwas spanisch vor; sprich, man läßt einige Sounds aus dem eigenen Kulturkreis (insbesondere im Bereich der akustischen Gitarren) einfließen.
Dabei kann vor allem Sänger José zu jeder Zeit durch rauhe, aber immer höchst melodische Vokalakrobatik bestechen, die darin gipfelt, daß man sogar das Cover der Rainbow-Götterballade "Rainbow Eyes" (heißt hier "Es Hora De Marchar") in einer Art und Weise umsetzen kann, die dem Original (immerhin gesungen von keinem Geringeren als Ronnie James Dio!) absolut keine Schande macht. Und ein höheres Lob wird man aus meinem Munde kaum vernehmen können...
Drum rate ich auch allen Fans der erwähnten Bands, die mit spanischem Gesang klarkommen, das gute Stück, das nebenbei als hervorragend aufgemachter Doppel-Digipack ins Haus kommt, schleunigst zu ordern. Womit die einzige offene Frage wohl wäre, auf was für Drogen der Cover-Künstler so abfährt...der einen Umhang mit Venom-Aufnäher (!) tragende, seine Kutte mit 'nem Mauskabel (!!) zuschnürende Deibel vor einem Wald, wo die Feuerlöscher (!!!) an den Bäumen befestigt sind, ist jedenfalls das Bizarrste, was ich seit Ewigkeiten auf 'nem Metal-Cover bestaunen durfte...und das ist nur ein kleiner Ausschnitt des Komplettbildes. Very weird...wie eigentlich die ganze Platte. Sollte man also mal gehört haben.
(c)2000, Ernst Zeisberger