Lefay : ... ---- ... (S.O.S.)
Ein bis jetzt an Höhepunkten reiches Metaljahr geht hochkarätig weiter. Nicht, daß ich von Lefay etwas anderes als einen echten Knaller erwartet hätte - enttäuscht haben mich die Bollnäs-Boys noch nie, seit "Knowing Just As I" und "The Secret Doctrine" Anfang der 90er echte Power-Oasen in der Grunge- und Crossover-Wüste darstellten.
Und auch unter ihrem verkürzten Bandnamen enttäuschen die ehemaligen Morgana Lefay ihre Fans nicht. Nach dem wahrlich göttlichen Vorgänger "The Seventh Seal" melden sich die Power-Metaller endlich mal mit neuem Material zurück, das sich eigentlich jeder Fan der Schweden blind zulegen kann - schließlich hat sich verdammt wenig geändert, und das ist auch gut so. Nach wie vor zocken Lefay ihre typische Mischung aus Metal Church, alten Savatage (Charles Rytkönen bringt genau den Gesang, den Jon Oliva vor ein paar Jahren erschöpfungsbedingt aufgeben mußte, perfekter denn je rüber) und Metallica zu Zeiten des "Black Albums" mit enormer Power aus den Boxen, und einmal mehr kann ich nicht begreifen, warum diese Truppe immer noch verhältnismäßig unbekannt ist. An der Musik kann's jedenfalls nicht liegen.
Was mir diesmal etwas (vor allem im direkten Vergleich zum höchstklassigen letzten Album) abgeht, wäre vor allem das etwas breitere Spektrum, das Lefay zuletzt beschritten hatten - vielleicht eine mystische Ballade wie "Moonlit Night", ein oder zwei Thrash-lastige Knaller oder gar ein offensichtlicher Megahit wie "To Isengard" oder "The Boon He Gives". Im Gegensatz dazu bewegt sich der neue Longplayer fast über die komplette Distanz im Midtempo-Bereich, was für meinen Geschmack auf Dauer etwas eintönig wirkt, auch wenn kein einziger Ausfall auf "S.O.S." zu verzeichnen ist und das gewohnt hohe Niveau nie unterschritten wird. Das ist aber - zugegebenerweise - eine höchst subjektive Kritik.
Wenn also "The Secret Doctrine" und "The Seventh Seal" für meine Begriffe unerreicht bleiben, so ist "S.O.S." doch ein weiteres Zeugnis des Lefay'schen Könnens und für Fans unverzichtbar. Und Kurdt Vanderhoof hört sich bitte den exzellenten Sound an und schreibt dann in bester Bart Simpson-Manier hundertmal "Ich soll keine Demos mehr rausbringen".
Anspieltips: der Opener und Titeltrack, das melodische "Sleepwalker" sowie das schleppende "Epidemicum". Ach, eigentlich die ganze Platte...
(c)2000, Ernst Zeisberger