King Diamond : The Puppet Master

Wann immer der Dänenkönig sein Gruselkabinett öffnet, kann man sein Geld eigentlich blind auf den Tisch legen. So war das schon immer, und so ist das auch anno 2003. Zwei Jahre nach “Abigail II” fährt der Wahlamerikaner mal wieder die ganz große Horrorshow auf! “The Puppet Master” ist eine im Budapest des 18. Jahrhunderts angesiedelte, sinistre Gruselgeschichte, die sogar für Kings Verhältnisse mächtig blutig daherkommt, dabei aber nie (na gut, fast nie…;-)) in Death Metal-artigen Gore-Trash abgleitet, sondern mal wieder sehr stilvoll die bizarre Atmosphäre alter Horrorstreifen heraufbeschwört. (Ausführlicheres zum Inhalt der Scheibe lest Ihr am besten auf Kings Homepage nach…)

Musikalisch ist man nach dem arg progressiven, teils etwas sperrigen “Abigail II” wieder etwas back to the roots gegangen! Das Resultat sind einerseits ein paar hypereingängige Instant-Zünder wie der theatralische Titelsong, “Blue Eyes” oder das göttliche “Magic” (mit der beste KD-Song der letzten zehn Jahre!), andererseits aber auch pechschwarzes Düstermaterial der Klasse “Darkness”, “So Sad” (hier ist Nomen wirklich Omen…) oder auch das mit arg sicken Hack-, Metzel- und Sezier-Lyrics (auf die Cannibal Corpse sicher stolz wären) ausgestattete “No More Me”. Dazu beweisen auch die königlichen Gitarrenmeister Mike Wead und Andy LaRocque mal wieder, daß sie zu den stärksten ihrer Zunft gehören, und so sind die instrumentalen Parts mal wieder sowohl ausführlicher als auch markanter denn je ausgefallen. Insgesamt haben wir hier das wohl beste King Diamond-Album seit dem überragenden “The Eye” vorliegen! (wenn auch beispielsweise “Voodoo” oder “House Of God” auch alles andere als von schlechten Eltern waren…)

Stimmlich hält sich der Protagonist diesmal wieder mehr zurück, nachdem er sich zuletzt ja noch die Seele aus dem Leib kreischte, um Abigails Rückkehr zu feiern. Hier bleibt er zumeist in den auch für Normalhörer erträglichen Tonlagen, was “The Puppet Master” auch zum ziemlich perfekten Einstiegsalbum für Zweifler machen dürfte. Ein Novum ist es hingegen, daß der König des öfteren mal im Duett mit einer weiblichen Stimme (nämlich der seiner Ehefrau Livia) singt! Gelungenes Experiment, das für Abwechslung sorgt und dem ganzen noch einiges an zusätzlichem theatralischen Charakter verleiht - und das ist ja bekanntlich schon immer die Domäne des Königs der Dunkelheit gewesen…

(c)2003, Ernst Zeisberger

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