King Diamond : Abigail II – The
Revenge
Auf Neues
vom Dänenkönig kann man sich eigentlich immer vorbehaltlos freuen, hat der
überzeugte Schminketräger doch in all den Jahren noch kein einziges Album veröffentlicht,
das sein Geld nicht wert gewesen wäre. Um so erstaunlicher, da der King dieses
Kunststück seit einigen Jahren mit zwei gleichermaßen exzellenten Bands über
die Bühne bringt. Nach dem üblichen königlichen Rotationsprinzip wäre nach dem
Release des “House Of God”-Epos von 2000 ja eigentlich erst mal wieder eine
neue Mercyful Fate zu erwarten gewesen, aber mitnichten –der König bleibt erst mal auf
Solopfaden!
Immerhin
gibt sich mit Mike Wead (nach Michael Denner in den Anfangstagen) der zweite etatmäßige
Fate-Klampfer die Ehre und sorgt gemeinsam mit Kings langjährigem
Wegbegleiter Andy LaRocque für die ausgefeilteste, progressivste und
abgefahrenste Gitarrenarbeit seit, nun, “Conspiracy” vielleicht. Passend dazu
hat man auch textlich auf olle Kamellen zurückgegriffen – eine Fortsetzung von
Kings wohl besten 80er Werkes, “Abigail” von 1987 ist’s geworden, mit
königlich-typischer Detailgenauigkeit zusammengeschustert. Persönlich fand ich
allerdings die philosophisch-religiös angehauchte Backgroundstory seines
letzten Werkes wesentlich interessanter zu lesen, da sie doch erheblich mehr von
den Gedankengängen des Mannes hinter der Schminke preisgab und zudem mächtig
zum Nachdenken anregte. Was soll’s, heuer spielt der King halt die Kultkarte
voll aus…
Rein
musikalisch allerdings kehrt man mitnichten 100%ig auf die “Abigail I”-Schiene
zurück. War diese mit Songs wie “Omens”, “A Mansion in Darkness” oder dem
Titelsong noch vergleichsweise leicht verdaulich, so präsentiert sich der Nachfolger
doch um einiges komplizierter, anfangs wesentlich sperriger – progressiver halt.
Ausnahmen (“Mansion in Sorrow”, “Broken Glass”) bestätigen natürlich die Regel,
aber alles in allem würde ich den einen oder anderen Kopfhörer-Durchgang
unbedingt empfehlen! Dann offenbart sich dem dankbaren Zuhörer wie immer ein
absolutes Klassealbum, das zudem von einem mega-stimmungsvollen Cover von
Travis Smith gekrönt wird.
(c)2002, Ernst Zeisberger