Jag Panzer : Thane To The Throne

Diese Band ist zweifellos einen weiten Weg gegangen seit ihrem eher mal nicht so überragenden '94er Comeback-Album "Dissident Alliance". Mit der Wiederaufnahme des legendären Originalsängers Harry "The Tyrant" Conklin konnten die Colorado-Metaller einigen Boden wieder gutmachen, was angesichts der zwei letzten Alben "The Fourth Judgement" und "The Age Of Mastery" allerdings auch kein Wunder ist - schließlich vereinen beide Alben sämtliche Tugenden des klassischen US-Power Metals in sich, ohne dabei zu irgendeiner Sekunde auch nur annähernd veraltet zu klingen: Hammersänger mit unglaublicher Bandbreite, filigrane, doch höchst powervolle Gitarrenarbeit von zwei Spitzenkönnern und Hymnen für die Ewigkeit.

Dieses hohe Ansehen bei den Metal-Fans sollten Jag Panzer nun mühelos ausbauen können, denn "Thane To The Throne" bietet alles dieses und dazu einiges mehr. Briody & Co. legen ein Konzeptalbum über Shakespeares "Macbeth" vor, was sich in erster Linie natürlich auf die Atmosphäre der Scheibe auswirkt. Bedingt durch die Thematik geht man etwas düsterer als zuletzt auf "Age of Mastery" zu Werke, Up-Tempo-Kracher im "Ample Destruction"-Stil wird man vergeblich auf "Thane..." suchen. Statt dessen bewegt sich der Großteil des Albums im aggressiven Midtempo, wie man es vom Großteil der letzten zwei Alben gewohnt ist, Ausflüge in balladeske Gefilde inbegriffen. Neu hinzu kommt lediglich ein ordentlicher Anteil hymnenhafter Epik, wie es Manowar einst in Perfektion beherrschten (die "Hail To England" etwa kam mir bei grandiosen Songs wie "Face Of Fear" oder "Fate's Triumph" öfter mal in den Sinn); dazu scheint das letzte Blind Guardian-Album seine Spuren bei der Tyrant-Truppe hinterlassen zu haben. Deutete sich das auf dem Vorgängeralbum mit dem epischen "The Moors" (mit seinen bombastischen Chören und mittelalterlicher Stimmung) bereits an, so führen Jag Panzer diesen Ansatz auf "Thane..." konsequent fort. Schon der Opener "Thane Of Cawdor" ist ein Musterbeispiel dafür, wie bombastischer Metal gespielt werden kann, ohne daß die Härte dabei verloren geht oder man wie ein Queen-Abklatsch klingt. Und auch wenn zwei, drei weitere Tracks mit diesen mächtig klingenden Trademarks aufweisen, so lassen Jag Panzer doch nicht ihr Album davon definieren - dies ist immer noch ein waschechtes Heavy Metal-Album.

Zugegebenermaßen konnte "The Age Of Mastery" mit den offensichtlicheren Hits aufwarten - den Titelsong, den Underground-Klassiker "Chain of Command" oder "Iron Eagle" etwa. In "Thane..." dagegen muß man sich erst ein, zweimal reinhören, um die Platte vollständig nachvollziehen zu können - am besten mit dem Textblatt in der Hand und unter dem Kopfhörer. Dann aber verfolgen Dich Volltreffer wie der bereits erwähnte Opener, das mit galloppierendem Maiden-Rhythmus ausgestattete "Spectres Of The Past" oder die monumentalen Über-Songs "Three Voices Of Fate" und "Tragedy Of Macbeth" wie Banquos Geist den finsteren Macbeth selbst. Und "King At A Price" ist eh ab Sekunde 1 ein Hit.

Ein dreifaches "Hail to thee!" sollte an den Tyrant gehen, der hier seine absolute Meisterleistung vollbracht hat und die einzelnen Charaktere und Stimmungen der Story mühelos zum Leben erweckt - ein Grund mehr, sich mit den Texten zu befassen, schließlich gewinnt die Scheibe so einiges an Tiefgang hinzu. Halten sich Mark, Harry & Co. doch im wesentlichen eng an die Shakespearesche Vorlage, die für mich eh so etwas wie der Prototyp einer Metal-Konzeptstory ist (Könige, Hexen, Verrat und Mord, düstere Mächte, Rache, Krieg, Tod...noch was vergessen?).

Ach ja, dem Tyrant nicht nachstehen wollte da wohl das Gitarren-Dreamteam Briody/Broderick, das sich mit einer ungeheuren Spielfreude durch die 17 Tracks (inkl. ein paar Intros, wie bei solchen Alben üblich) rifft und soliert, daß es eine wahre Freude ist. Will erst mal sehen, wie Iron Maiden diese Jungs mit drei Gitarren toppen wollen. Mächtig!

Um langsam auch mal zu einem Fazit zu kommen: diese CD ist für mich zusammen mit der neuen Steel Prophet bisher der klarste Anwärter für mein "Album des Jahres 2000". Mit Ausnahme eines mir zu frickeligen Songs ("Fall Of Dunsinane") hab' ich nicht einen einzigen Kritikpunkt gefunden, das gilt selbstverfreilich natürlich auch wieder für die MEGAfette Produktion von Jim Morris. Empfehlen würde ich die Scheibe deswegen allen alten Jag Panzer-Fans blind, alle anderen sollten der Band endlich auch mal 'ne Chance geben - in dieser Qualität gibt's unseren geliebten Metal nicht oft.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1