Human Fortress : Defenders Of The Crown

Epischen Melodic Metal der Güteklasse A gibt es auf dem (zumindest vom Verfasser dieser Zeilen) langerwarteten Zweitwerk der Hannoveraner Human Fortress! Zwei Jahre nach dem schon mehr als beachtlichen Debüt “Lord Of Earth And Heavens Heir” zeigt sich das Sextett erneut in Bestform. Insbesondere Frontmann Jioti Parcharidis konnte sich noch einmal enorm steigern und tönt heuer des öfteren, als ob der Geist des leibhaftigen Bruce Dickinson in ihn gefahren sei. Man höre etwa den Chorus der mächtig stimmungsvollen, mittelalterlichen Ballade “Siege Tower” – das hätte die britische “Air Raid Siren” auch nicht schöner darbieten können!

Auch musikalisch hört man den Einfluß der Eisernen Jungfrauen in Klasse-Ohrwürmern wie “Gladiator Of Rome”, “Holy Grail Mine” oder dem Opener “Knights In Shining Armour” glasklar hinaus, jedoch verstehen es die Mittelalter-Fans jederzeit, den durchgehend erstklassig komponierten Songs ihre ganz eigene Note zu verleihen. Paradedisziplin der Band ist jedoch zweifelsohne das Verfassen von getragenen, zuweilen orchestral/barock arrangierten Bombasthymnen, die, obgleich sie die 5-Minuten-Marke kaum überschreiten mögen, das Attribut “episch” doch für sich gepachtet haben. Habe ich in dieser Klasse seit den ersten zwei Kamelot-Alben nicht mehr gehört, an die mich Human Fortress nach wie vor lyrisch wie auch musikalisch stark erinnern. Von Königen und Kreuzrittern, Göttern und Gladiatoren künden unsere Barden auch dieses Mal – und liefern mit dem Titeltrack, dem schlichtweg brillianten Ohrwurm “Schattentor”, vor allem aber dem hymnisch-erhabenen “Border Raid In Lions March” (alleine den Preis der CD wert, Gänsehautgarant!) mehr als ein Songjuwel mit Klassikerpotential ab.

“Sacral Fire” hingegen fällt da doch etwas ab – setzt man doch nach starkem Beginn leider auf einen dieser typischen 08/15-Euro-Speed-Chorusse, die man uns bis dahin glücklicherweise erspart hatte. Hier fällt auch besonders ins Gewicht, daß die arg brave, glatte Produktion die nötige Gitarrenpower etwas vermissen läßt. Ein bißchen bodenständiger hätte es für meinen Begriff schon krachen können. Was soll’s, das ist bestenfalls ein Schönheitsfehler, und mit dem an neuere Blind Guardian gemahnenden Orchestral-Epos “The Valiant” beendet man die Scheibe dann auch wieder absolut würdig.

Fazit: Freunde theatralischen, epischen Melodic Metals (und der oben genannten Acts) können blind zugreifen…

(c)2003, Ernst Zeisberger

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