Falconer : The Sceptre Of Deception

Da ist sie nun also, die erste Falconer (fast) ohne Original-Sänger Mathias Blad. Eine Scheibe, die ich zugegebenermaßen mit großer Skepsis erwartet habe – war doch das klangvolle Organ des gelernten Musical-Sängers stets mehr als charakterformend für den Sound der Schweden gewesen. Und eine weitere auf Anhieb Gänsehaut verbreitende Götterhymne vom Kaliber eines “The Clarion Call” oder “Mindtraveller” sucht man denn auch vergebens auf dem Konzeptalbum mit Mittelalter-Thematik. Dennoch macht Neu-Fronter Kristoffer Göbel (einigen vielleicht von Destiny bekannt) seinen Job besser, als ich das zu hoffen gewagt hatte. Seine rauheren Metalvocals verleihen den ansonsten urtypischen Falconer-Kompositionen einen deutlich härteren, metallastigeren Touch. Wobei andererseits ein Teil der Eigenständigkeit, den diese Band durch Mathias’ für unsere Szene deutlich untypischeren Gesang früher immer innehatte, natürlich leider verloren geht. Ich befürchte jedenfalls fast, daß “The Sceptre Of Deception” als Falconers “Blaze-Album” bekannt werden wird.

Musikalisch hat man noch mehr Speed rausgenommen als schon auf dem Zweitwerk, nur noch gelegentlich geht man in alter Speed Metal-Manier zu Werke. Dafür gibt’s im schnellen “Night Of Infamy” einen schon beinahe Black Metal-würdigen Blastspeed-Part zu beklatschen. Ansonsten bleibt man im wesentlichen im Midtempo (“The Coronation”, “Under The Sword” oder “Hooves Over Northland”), natürlich wie immer versehen mit den Weinerhall-typischen Folk-Melodien, und gelegentlich holt man auch mal die Akustische heraus. Alles in allem sehr gelungen, doch dann…dann kommt ganz zum Schluß in der kurzen, mittelalterlichen Ballade “Child Of Innocence” noch ein letztes Mal Herr Blad zu Wort und singt in dieser kurzen Zeit alles, was vorher kam, mühelos an die Wand. So daß ich jedesmal, wenn ich das Album gehört habe, nicht umhin kann, mir vorzustellen, was diese Scheibe denn eventuell hätte sein können.

Fazit: trotz ein paar schwächeren Momenten in der zweiten Hälfte (insbesondere der Titeltrack ist leider mit ‘nem recht flachen Chorus gestraft) ein objektiv noch sehr gutes Album, das aber den ersten zwei Klassikern zu keiner Sekunde das Wasser reichen kann. Was mich betrifft, hätten die Schweden Mr. Blad behalten und ein reines Studioprojekt bleiben sollen.…

(c)2003, Ernst Zeisberger

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