Falconer : Chapters From A Vale Forlorn

DER Überraschungserfolg des letzten Jahres war sicherlich das selbstbetitelte Debüt dieser Schweden, das dem etwas ausgelutschten Genre des Euro-Metal dringendst benötigte neue Impulse verlieh. Dabei ist man musikalisch gar nicht mal soooo weit von Hammerfall und deren fuffzichtausend Clones entfernt, bringt das Ganze lediglich wesentlich entusiastischer und vor allem ideenreicher über die Bühne als das Gros der Nachahmer. Da finden sich Einflüsse aus dem schwedischen Folk, die wohl von der Vergangenheit der Band als Viking Metal-Act herrühren, da macht sich stets eine Warlord-mäßige Epik breit, und mit dem vorher nicht metalgeschädigten Mathias Blad (kommt aus der Musical-Ecke) hat man eine der untypischsten und überragendsten Stimmen der gesamten Szene an Bord. Unglaublich, was dieser Mann auch diesmal wieder aus seinen Stimmbändern herausholt!

Auch sonst hat sich recht wenig getan – wenn man denn einen Kritikpunkt anbringen wollte, so bliebe mir nur die Anmerkung, daß Falconers Zweite etwas unter dem “Legacy Of Kings”-Syndrom leidet: Alles erstklassig, aber eben schon mal dagewesen. Aber auch wenn der Überraschungseffekt diesmal logischerweise weggefallen ist, so gibt’s rein qualitativ kaum etwas zu meckern am Gebotenen. Gleich der Opener “Decadence Of Dignity” spielt sich rasant in die Herzen der Metalheads wie seinerzeit “Upon The Grave Of Guilt” oder “Mindtraveller”, das hymnische “The Clarion Call” (was für eine Gesangsleistung!) sorgt ebenso für Gänsehaut pur wie die leicht Candlemass-mäßige, melancholische Piano-Ballade “Portals Of Light”, und ”Stand In Veneration” setzt die auf dem Erstling begonnene Mittelalter-Tradition fort. Letztere ist übrigens etwas in den Vordergrund gerückt – neben dem erwähnten Song schlagen auch “We Sold Our Homesteads” und das an eine Metal-Version von Blackmore’s Night erinnernde “Lament Of A Minstrel” voll in die folkloristische Kerbe. Und das kommt mächtig stimmungsvoll daher.

Alles in allem – ein mehr als würdiger Nachfolger eines der stärksten Metal-Alben der jüngeren Vergangenheit. Sollte definitiv in den einschlägigen Sammlungen landen. (Das Album besitzt übrigens ein ÜBERRAGENDES Coverartwork, das geradezu nach einer nach einer Vinylveröffentlichung schreit! -Michael)

(c)2002, Ernst Zeisberger

1