Edguy : Mandrake

OK, ein wenig sieht es schon so aus, als hätte Edguy-Chef Sammet einen Großteil seiner kreativen Energie für dieses Jahr für das geniale Avantasia-Projekt verbraucht – denn “Mandrake”, das neue Studioscheibchen der Guys aus Fulda, kann nicht wirklich mit dem letzten Melodic-Sahnestückchen “Theater Of Salvation” mithalten. Hauptschuldige sind diverse ultraflache Komplettausfälle wie “All The Clowns”, “Wash Away The Poison” oder “Fallen Angels”, die die großen Vorbilder Helloween so selbst in ihrer schlimmsten Tralala-Phase nicht auf Album gebannt hätten, “Rise And Fall” vielleicht mal ausgenommen. Besser trifft man diesen alten Geist mit dem rasend schnellen “Golden Dawn” oder dem völlig durchgeknallten “Save Us Now”, das nicht nur vom Titel her an “Keeper II” gemahnt, sondern auch gleich noch den skurrilen, albernen Humor übernimmt, für den die Hanseaten damals berühmt-berüchtigt waren. Oder was zur Hölle ist sonst ein “high speed alien drum bunny”? Eben. Ähnlich abgedreht zeigt sich die erste Single, das hypereingängige “Painting On The Wall”, das mir zwar eigentlich ein Eckchen zu “light” ausgefallen ist, aber das sich nichtsdestotrotz felsenfest in den Gehörgängen festsetzt.

Ansonsten hat man mit dem erstklassigen Opener und Titelsong, der auch ganz gut auf Tobis Rockoper gepaßt hätte, dem hymnisch-feierlich klingenden “Jerusalem” oder dem überlangen “The Pharaoh”, das schon alleine durch den Einsatz des originalen “Seventh Son”-Keyboardsounds Extra-Sympathiepunkte einfahren kann, einige Weltklassesongs zu bieten, so daß man am Ende doch noch ein solides bis sehr gutes Album resümieren kann. Streicht doch nur beim nächsten Mal bitte endlich diese grottige Standardballade weg…

(c)2001, Ernst Zeisberger

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