Dark Moor : The Hall Of The Olden Dreams

Mystisch angehauchten, bombastischen Melodic Metal aus dem sonnigen Spanien gibt's von dieser jungen Band, die mit "The Hall Of The Olden Dreams" bereits ihr Zweitwerk vorlegt. Das Debüt ist mir nicht geläufig, lediglich der Ruf der Truppe als mittelmäßiger Rhapsody-Klon war mir aus der Presse in Erinnerung geblieben. Und daran gemessen ist "The Hall..." zweifelsohne 'ne höchst positive Überraschung - nach dem viel zu standardmäßigen Klassikintro bahnen sich im Klasse-Opener "Somewhere In Dreams" Maiden-mäßiges Twin-Guitar-Spiel mitreißend melodisch in die Gehörgänge; im folgenden stellt sich auch heraus, daß beide Klampfer einen gewissen Mr. Malmsteen solotechnisch wohl "ganz gut" finden (Understatement ist meine Stärke...). Leider beweisen die beiden dann doch nicht ganz die malmsteensche Konsequenz, den Keyboarder mal zünftig in seine Schranken zu weisen. Denn die fast allgegenwärtigen, zu offensichtlich aus der Konserve kommenden "orchestral arrangements" sind für mich der große Schwachpunkt einer ansonsten grundsympathischen Platte. Leute, bei Rhapsody (mit denen die Band bis auf ein, zwei bombastische Refrains sonst herzlich wenig zu tun hat) klingt das klasse, weil die Turilli-Truppe von Anfang an ECHTE INSTRUMENTE verwendet hat - bei Euch weicht das den Sound nur unnötig auf.

Deswegen bleiben meine Faves auch gerade die Songs, bei denen man mit beinahe Blind Guardian-würdigem Speed durch die Prärie pflügt - "Beyond The Fire", das hymnische "Quest For The Eternal Fame" sowie insbesondere das rasante "Silver Lake" tun sich diesbezüglich höchst löblich hervor. Fahrt nur bitte beim nächsten Mal den Bombast etwas herunter...

Lyrisch bleiben die Spanier um Frontlady Elisa, die ich stimmlich irgendwo zwischen ihren italienischen Kolleginnen Michela D'Orlando (Power Symphony) und Federica DiBoni (White Skull) einordnen würde, ganz MC (metally correct) im finsteren Mittelalter bei Drachen, Rittern, Burgen und Zauberern. Und da mit Labyrinth-Producer Luigi Stefanini ein höchst kompetenter Mann an den Reglern saß und Andreas Marschall mal wieder ein tolles, wenn auch nicht sonderlich originelles Fantasy-Artwork beisteuerte (der Blind Guardian-Wizard schleicht im Hammerfall-Mantel durch die Morgana Lefay'schen Katakomben...), stimmen somit wohl auch sämtliche Begleitumstände. Kann man sich also durchaus zulegen - bei mir hat die Scheibe um die Jahreswende herum jedenfalls immer mal wieder im Player rotiert. Und das nicht nur, weil ich Ersatz für den letzten Malmsteen-Komplettausfall gebaucht hätte...

(c)2000, Ernst Zeisberger

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