Beyond Twilight : The Devil’s Hall Of
Fame
Der
Überraschungshit des vergangenen, wie üblich eher unspektakulären Metal-Sommers
stammt aus Skandinavien. Dort haben sich eine Handvoll Dänen, Schweden und ein (nicht
ganz unbekannter) Norweger unter dem Banner Beyond Twilight zusammengetan, um
uns eins der faszinierendsten Alben des Jahres zu kredenzen. Progressiver Hard
Rock ist angesagt, sicher nicht eine der geläufigsten Kombinationen, und
dementsprechend ist der BT-Sound auch erfreulich eigenständig. Lediglich
gesanglich scheinen die großen Vorbilder, das sind in diesem Falle die Herren
Dio, Coverdale und/oder Hughes, kristallklar durch – etwas anderes sind wir von
Mr. Jorn Lande, dem ich hiermit dem Goldenen Hattrick für den
Wiederholungstäter des Jahres feierlich verleihen möchte (nach der zweiten Ark und der
Nostradamus-Rockoper ist “The Devil’s…” bereits das dritte Weltklasse-Album mit
Lande’scher Beteiligung in diesem Jahr), aber auch nicht gewohnt.
Kniffliger
wird’s bei der musikalischen Untermalung: Von ihrem Label gerne in die Epic
Metal-Ecke gesteckt, würde ich Beyond Twilight viel eher den Fans von Pink
Floyd,
Fates Warning oder der progressiveren Momente von Demon (“The Plague” oder
die neue) empfehlen als den Virgin Steele- oder Manilla
Road-Anbetern
dieser Welt - geht man doch entschieden atmosphärisch stimmungsvoller zu Werke
als von Heldentaten zu künden. Auch die Freunde von Ayreon-Soundhexer
Lucassen sind hier goldrichtig.
All jene
latschen jetzt bitte sofort in den nächsten Plattenladen und lassen sich vom
Soundmann ihres Vertrauens Song Nr. 3 auflegen – “Shadowland” betitelt, ist
dieser DER Ohrwurm des Albums und einer der besten Songs des Jahres. Ich könnte
wetten, die meisten werden daraufhin den Geldbeutel zücken. Und es kaum
bereuen…
Weitere
Anspieltips: “Godless And Wicked” (erstklassiger, klassischer Hard Rock), das
schwer deeppurplesche “Crying” (wie stark darf man eigentlich nach Glenn Hughes
klingen, ohne verklagt zu werden?), sowie die atmosphärisch ungeheuer dichten
“The Devil’s Hall Of Fame” und “Perfect Dark”.
(c)2001, Ernst Zeisberger