Blind Guardian : A Night At The Opera

Scaramouch, Scaramouch, will they do the Fandango? Naja, nicht wirklich – mit Freddie Mercury&Co. hat man trotz dreistem Titelklau nicht viel gemein. Naja, nicht mehr als üblich jedenfalls – denn wie schon auf den letzten Alben werden die Songs durchgehend von megabombastischen Chören dominiert, die die Briten sicher wohlwollend zur Kenntnis genommen hätten.

Da endet der Vergleich aber auch schon, denn mehr als je zuvor bewegt man sich in die progressive Ecke – wer auf eine Rückkehr zum hitverdächtigen Speed Metal der ersten Alben gehofft hatte, wird hier sicherlich enttäuscht sein. Denn mit Ausnahme des recht flotten “Punishment Divine” erinnert kaum noch etwa an die fühen Glanztaten der Krefelder. Statt dessen geht man mal in die extrem folkloristisch-bombastische Richtung (“Battlefield” oder auch “The Soulforged” – extrem klasse!), dann wieder flechtet man geschickt orientalische Einflüsse ein (“Precious Jerusalem”, “Under The Ice”). Balladesk-mittelalterlich geht’s dagegen mit “The Maiden And The Minstel Knight” zur Sache – gerade in dieser Ecke haben wir die Barden allerdings schon wesentlich stärker gehört (zuletzt z.B. auf der B-Seite “Harvest Of Sorrow”).

Eigentlich haben sämtliche Songs nur eins gemein – sie gehen alles andere als leicht ins Ohr, vor allem, da die Vier auch diesmal wieder darauf bestehen, kaum mal einen Part zu recyclen. So bleiben zunächst nur die gewohnt überragenden Chorusse wirklich im Ohr, alles andere fordert zunächst, wie es die ultrakomplexe Single ja schon angedeutet hatte, die ganze Aufmerksamkeit des Hörers ab. Definitiv keine Platte, die man nebenher beim Abspülen hören sollte.

Letztendlich lohnt sich die Beschäftigung mit den detailgespickten, abermals erstklassig produzierten Songs aber mächtig – nach anfänglichen Zweifeln würde ich die Scheibe problemlos auf eine Stufe mit der göttlichen neuen Rhapsody stellen. Die eigenen Überklassiker (“Tales From The Twilight World”, “Somewhere Far Beyond”) bleiben allerdings unantastbar.

(c)2002, Ernst Zeisberger

1