Annihilator: Criteria For A Black Widow

Es war im Jahre 1989, als ich in einem Plattenladen eine CD mit dem verheißungsvollen Titel "Alice In Hell" und ausgestattet mit einem wundervollen Artwork fand, in die ich neugierigerweise hineinhörte. Ich weiß nicht, wie schnell ich die 30 Mark zückte, aber es kann sich nur um wenige Minuten gehandelt haben. Tracks wie der unsterbliche Metal-Klassiker "Alison Hell" (eingeleitet durch eines der besten Akustik-Intros aller Zeiten!), "Wicked Mystic" oder das brilliante "Human Insecticide" wurden fortan zu meinen ständigen musikalischen Begleitern. Auch heute, zehn Jahre nach diesem Meilenstein, wandert die Scheibe ab und an noch unter meinen CD-Laser. Annihilator brachten in den darauffolgenden Jahren zwar noch einige gutklassige Alben heraus, an den erwähnten Thrash-Metal-Hammer konnten sie aber niemals mehr herankommen.

Doch nun ist ein Wunder geschehen! Im allgemeinen Reunion-Fieber hat sich auch der Bandkopf und ausgebildete Jazz-/Klassik-Gitarrist Jeff Waters an seine alten Bandkumpanen erinnert und trommelte Ursänger Randy Rampage sowie Drummer Ray Hartmann zusammen. Damit feiert sensationellerweise das legendäre "Alice In Hell"-Line-Up seine Auferstehung! All diese Euphorie verpuffte jedoch schnell, wenn die Musik nicht restlos überzeugen würde. Doch keine Bange! Annihilator sind auch musikalisch wieder voll auf der Höhe, sprich: sie haben es tatsächlich geschafft, das Flair der späten Achtziger in die ausgehenden Neunziger zu retten und schrieben auf "Criteria Dor A Black Widow" einige der besten Songs der Bandgeschichte! Der alles vernichtende Opener "Bloddbath" zum Beispiel lässt SÄMTLICHE Neo-Thrash-Bands der 90er (Machine Head, Fear Factory, Skinlab etc.) ganz alt aussehen, denn so heavy, so schnell, so virtuos, so brachial und dabei gleichzeitig so melodiös waren sie nie und werden sie auch niemals sein! Weiter geht’s mit "Back To The Palace", bei dem das vom Zweitwerk "Never, Neverland" bekannte "The Fun Palace"-Thema wieder aufgegriffen wird, bevor das Stück gnadenlos alles niederwalzt, was sich ihm in den Weg stellt. Phänomenal, wirklich! Randy Rampage singt besser als je zuvor und die Gitarrenarbeit des Jeff Waters zählt sowieso seit mittlerweile zehn Jahre zur absoluten Weltspitze. Schlicht unfassbar, mit welcher Leichtigkeit er die wahnwitzigsten Licks und Leads aus dem Ärmel schüttelt, nur um in der nächsten Sekunde wieder einen wahren Rifforgan einzuleiten. Muss man einfach mal gehört haben! Das Instrumental "Schitzo" zeigt ebenfalls, was die Band spieltechnisch alles drauf hat, während "Double Dare" und besonders "Sonic" wieder mal hervorragend Beispiele für rasenden Thrash-Metal der Extraklasse sind.

Fazit: Annihilator sind endgültig wieder "back in business", um der Welt zu zeigen, das man auch anno 1999 noch anspruchsvollen Thrash-Metal veröffentlichen kann. Zurück auf den Thron mit dieser Band!

(c) 1999, Michael Kohsiek