AfterShok: Unfinished Business

"Unfinished Business" - auf den ersten Blick mag man den Jungs zurufen, was denn an den zehn Songs um Gottes willen unvollendet sein soll. Vorliegendes Debüt klingt nämlich so unglaublich famos nach den Achtziger Jahren, nach richtigem Metal der Marke Leatherwolf und Shok Paris, dass es eine wahre Wonne ist. "Vollendetes Geschäft" wäre demnach ein besserer Titel - klingt aber irgendwie zu sehr nach Fäkalien...

 

Mit der Erwähnung von Shok Paris habe ich übrigens eine Purlitzer-Preis verdächtige Überleitung geschaffen, denn AfterShok ist (ja, die Schreibweise verrät es schon) die neue Band von Ex-Shok Paris-Goldkehle Vic Hix. Und verlernt hat er stimmlich rein gar nichts. Auf allen zehn Songs klingen seine Stimmbänder exakt so wie auf den drei grandiosen, von ihm eingesungenen Shok Paris-Perlen (dessen "Steel & Starlight" meines Erachtens zu den 100 besten Scheiben aller Zeiten gehört). Lang, lang ist's her und umso schöner ist es, dieses charakteristische Organ wieder hören zu können resp. dürfen.

 

"Unfinished Business" bietet eigentlich nichts von dem, was derzeit angesagt ist: es gibt keine Keyboards zu hören, keinen Heldentenor, kein Orchester-Bombast, keine weibliche Sopranistin, es gibt kein Fantasy-Konzept, keine Kindergartenmelodien, keine recycelten Hansen-Songs, keinen Speedmetal und auch keine leise gedrehten, zermatschten Gitarren. Den Hass auf heruntergestimmte Gitarren, unmelodisches Gebrülle, Böse-Image und Gehüpfe darf man auch weiterhin auf die Korns und Slipknots dieser Welt projizieren, nicht aber auf AfterShok. Denn die sind gottverdammt HEAVY METAL!!

 

"Unfinished Business" bietet eine Gitarre, ein Schlagzeug, einen Bass und eine Stimme. Und aus diesen vier Zutaten knallen uns die vier Herren eine wunderbare Zeitreise vor den Latz. Eine Reise, auf der viele der heutigen Metalfans nie waren (mich eingeschlossen, da ich "erst" 1986 zum Metal stieß): in die glorreichen Achtziger, als das Gerede vom Steel nicht nur Image sondern eine verwurzelte Einstellung war. Hört man die locker und erfrischend nach vorne riffenden Songs und die zum Mitbrüllen geilen Refrains, dann weiß man, was man verpasst, wenn man Chartmusik hört. Ihr Würmer da draußen: kontaktiert die Band unter www.aftershok.com, ordert euch das Teil und versetzt euch 15 bis 20 Jahre zurück. Es ist soooo schön dort.

 

Oder wie lautet ein Songtitel: "Yesterday's Gone". Indeed, but you can get it back...

(c)2002, Michael Kohsiek