Ich hätte ja keinen Cent darauf gewettet, diesen Satz nochmal von mir geben zu können, aber siehe da: ausgerechnet die neue Metallica ist bisher die positive Überraschung des Jahres und hält sogar einigermaßen mit den (gerade noch so) guten alten "...And Justice For All"-Zeiten mit (die Cliff Burton-Phase hingegen bleibt unerreicht).
Auf dieses '88er Sahnescheibchen nämlich hat sich die Band zwanzig Jahre später am ehesten besonnen, auch wenn sich Einflüsse sämtlicher seither veröffentlichter Alben (zum Glück nur im erträglichen Maße und am deutlichsten repräsentiert durch den veränderten Gesangsstil von James Hetfield) nicht leugnen lassen. Im Klartext heißt das, dass die Lieder durch die Bank wieder länger, komplexer geworden sind und mit Fug und Recht als Thrash Metal bezeichnet werden können. Dabei zündet manches von der ersten Minute an, wie der famose Opener "That Was Just Your Life" mit dem Instant-Aha-Effekt oder das direkt folgende "The End Of The Line" ("Justice"-Sound mit "Lightning"-Schmackes. Und mehr Bass.); anderes hingegen wirkt zunächst ein wenig unspektakulär, nur um nach ein paar Durchgängen um so mehr zu wachsen. In der letztgenannten Kategorie ist vor allem die erste Single "The Day That Never Comes" zu nennen, die auf den ersten Hör zu arg in bereits abgefischten "One"-Gewässern zu segeln scheint, letztendlich aber doch völlig begeistern kann. Wenn auch in erster Linie durch die furiose Solo-Sektion, die von Thin Lizzy bis hin zu Blackmore die alten Heroes der Band zu beschwören scheint.
Als weniger spektakulär stellt sich der abermalige Aufguss des Black-Album-Classics unter dem Titel "The Unforgiven III" heraus (das auch mit dem ursprünglichen Spirit des Originals nicht mehr soooo viel zu tun hat, dafür aber mal mindestens zwei Minuten zu lang ausgefallen ist), und auch das ellenlange Instrumental "Suicide&Redemption" kommt nicht über den Status der soliden Pflichterfüllung ("Hey, sowas hatten wir doch früher auch immer...") heraus und kann etwa einem "Orion" nichts mehr draufsetzen.
Resümierend muss man von den vorliegenden 75 Minuten aber immerhin 'ne gute Stunde unter "extrem gelungen" abhaken, wobei gerade mit dem etwas straighteren "All Nightmare Long" noch ein zukünftiger Liveknüller enthalten sein dürfte. Da lässt es sich auch darüber hinwegsehen, daß das ganz gigantische Niveau eines "One", "Disposable Heroes" oder ähnlicher Alltime-Killer diesmal (noch?) nicht erreicht wurde - in Sachen Wiedergutmachung nach anderthalb Jahrzehnten Langeweile ist "Death Magnetic" ein erster, sehr überzeugender Schritt.
(c)2008, Ernst Zeisberger