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While Heaven Wept: Vast Oceans Lachrymose

Count Raven. Heaven & Hell. Sinister Realm. Crescent Shield. Heart Of Cygnus (gleich zwei Mal). Spiritus Mortis. Shadow Gallery. Anvil Chorus. Griftegard. High Spirits. Dream Theater. Redemption - nur ein kleiner Ausschnitt der Releases, die dieses VÖ-Jahr zu dem besten seit mindestens 15 Jahren machten. Eine Top 15 in diesem Jahr zusammen zu stellen ist sauschwer, man benötigt schon 30 Plätze, um auch nur annähernd all das, was den Metaller in diesem Jahr glücklich macht, unterzubringen.

Doch ein Album toppt alle erwähnten Scheiben - und genau genommen sogar dann, wenn man sie (völlig unmöglich natürlich) qualitativ zusammen addieren würde. Die Rede ist vom Nachfolger von "Of Empires Forlorn", dem fantastischen, inzwischen auch schon sechs Jahre alten While Heaven Wept-Streich. Doch das 2009er-Album ist besser noch als der Vorgänger. Viel besser.

"Vast Oceans Lachrymose" ist riesig geworden. RIESIG. Und es müsste genau genommen nach 15 Minuten und 50 Sekunden schon vorüber sein, denn besser als der Opener "The Furthest Shore" kann Musik eigentlich nicht mehr werden. Was hier an Emotionen, an Melodien, an überirdischen Ideen hineingepackt wurde, ohne aufgesetzt, abgehoben, kitischig oder verkopft zu wirken, ist kaum zu fassen. Ungelogen: Als ich zum ersten Mal an der Stelle bei 10:27 angekommen bin, war es um mich geschehen:

"Washed ashore, succumb to the sea - the waves force upward my lifeless eyes - to watch the sun set for the last time - Only in death, would peace be mine".

Dieser Text, in Verbindung mit der dramatisch-epochalen Musik, die nur von mit göttlicher Gabe versehenen Menschen geschrieben werden kann, ist Metal in allerhöchster Vollendung - perfekte Musik für Stunden, in denen man alleine irgendwo, tausende Kilometer von allen Unannehmlichkeiten des Lebens, weg von ALLEN Menschen, verharren möchte, immer nur diesen Song, diese Melodien, dieses Stück begnadete Kunst im Ohr. Autofahren, Lesen, am PC sitzen, ach was, einfach nur sitzen - alles wird unmöglich. Man möchte in die Boxen kriechen.

Doch das Album ist danach nicht vorbei. Genau genommen wird es sogar noch besser (ich weiß, klingt unglaubwürdig). "To Wander The Void" ist die Begründung für den Sängerwechsel - Tom Philips, das Genie, welches für das Album verantwortlich ist, hat sich diese Gesangslinien nicht mehr zugetraut. So schnappte man sich Rain Irving (der unter anderem bei den tollen Altura gesungen hat) und haut die erste mir bekannte Fates Warning-zur-Arch-Phase-Hommage raus. Wer "The Spectre Within" oder "Awaken The Guardian" vergöttert, der wird hier wirklich komplett weggeblasen werden.

Dann kommt "Vessel":

 

"Stranded upon a desperate shore, afraid
that the sea could wash all of our dreams away
into it's everflowing infinity...
or do these tides hold for us sanctuary?
 

Tonight, will you sail away
with open arms and eyes ablaze?
Believe...in me...
 

With passion I've built this vessel for us to wander
these oceans that rage within each other
and though the waves, as if to resist, will arise
If we have faith, ne'er will we capsize
 

Tonight, will you sail away
with open arms and eyes ablaze?
Believe...in me...
 

Guided by our hearts aflame like the stars above
The journey to heaven begins with this deepest of loves
Have faith without fear, open your heart, breathe and believe
Together we'll find our peace somewhere across the seas
 

Tonight, will you sail away
with open arms and eyes ablaze?
Tonight we will sail away
with open hearts and eyes ablaze"

 

Dieser Song ist nun wirklich komplette, pure Magie - ich fühle mich dabei jedes Mal, als hätte man mir die Haut vom Leib gefetzt und man würde mich mit kleinen Salzstreuern  traktieren. Mal ehrlich: wer bei dem Refrain, mit dem anschließenden "Believe in me..." NICHT eingeht, ist ein emotionsloser Klotz.

Nach diesem erneuten Austesten aller Superlative ist man fertig mit der Welt, weswegen die beiden kurzen, abschließenden Instrumentalstücke ganz gelegen kommen.

Liebe Leser! Solltet ihr im Jahr 2009 nur die Kohle für EIN Album haben, egal, welchem Stil man zugetan ist, es sollte "Vast Oceans Lachrymose" sein.

Kein Leben kann so scheußlich sein, dass einen dieses Magnum Opus nicht wieder auf den rechten Weg bringt.

 

P.S.: Cover? Perfekt. Produktion? Perfekt. Stil? Epic Doom Metal. Vinyl? Ja. Gatefold? JA! Kaufen? JAAA!

(c)2009, Michael Kohsiek