Taunted: Bleeding Black
Wenn eine Band in rund 20 Jahren
ein Demo, eine Single und zwei CDs veröffentlicht, dann kann das Vieles
bedeuten. Bei den aus Kalifornien stammenden Taunted steht diese Zeitstrecke
zumindest für fleißig angehäufte Perfektion. Die musikalische Rezeptur bei
Taunted ist klar definiert: Power, noch Mal Power, Thrash und ein wenig
Speed. Zu dieser gefährlichen Mixtur gesellen sich technische Versiertheit,
uhrwerkartige Präzision und ein sich offenbar im Grenzbereich des Wahnsinns
bewegender Vokalist. Um es hier bereits vorweg zu nehmen: Die neue Taunted
„Bleeding Black“ gehört zum Besten, was man mit Blick auf die eben erwähnten
Zutaten überhaupt in den CD-Player legen kann. Aber Vorsicht: Taunted
komponieren keine Songs. Sie schmieden Stahl-Geschosse.
Angefangen hat das alles wohl 1992. Die Band ging ins Studio und prügelte
zwei Stücke ein: „The Masque of red Death“ sowie „Taunted“. In Form einer
limitierten Single erblickten die erst elf Jahre später via Doomed Planet
Records das Licht der Welt. Hier musste sich der Thrash-Anteil noch einem
eher wüsten Power Metal unterordnen. Diese ursprüngliche Version des
Geschosses „Taunted“ zählt mich zu den wichtigsten Einspielungen in diesem
Genre. Liegt diese Single erst einmal auf dem Plattenteller, dann bleibt sie
da, bis die Nadel glüht.
Angeblich soll 1994 noch ein 4-Track-Demo erschienen sein. Danach dauerte es
zwölf Jahre, bis 2006 der erste Longplayer „Zero“ veröffentlicht wurde. Ende
2009 kam dann „Bleeding Black“. Und hier stimmt alles. Bis auf den
Rausschmeißer knallt diese CD ohne Ende. Ausfälle gibt es nicht. Auch die
Produktion ist brillant. Das Maß an technischer Abgeklärtheit lässt einen
fassungslos zurück. Es ist schier unglaublich, mit wie viel Verve die Truppe
ihre Songs rausballert. Im Vergleich zum 1992er-Demo muss sich jedoch heute
der Power-Metal-Anteil technischem Thrash unterordnen. Der bleibt aber
durchweg melodiös. Es verbietet sich, aus dieser wahrlich kritischen Masse
auch nur einen einzigen Song herauszuheben. Das Album ist schlicht
vollendet. Aus der Vielzahl von Veröffentlichungen ragt es als Referenz und
Gradmesser weit heraus. Und das schreibe ich, obwohl ich eher dem Power als
dem Thrash Metal zugewandt bin. Einen Wunsch habe ich trotzdem: Sänger
Jacques Serrano hat DAS Thrash-Metal-Organ. Er beherrscht aber weit mehr,
was er hie und da durchblicken lässt. Setzte er diese Fähigkeit nur noch ein
kleines bisschen mehr ein, dann, ja dann … ich will gar nicht darüber
nachdenken.
Bleibt die klare Ansage: Diese Scheibe gehört in wirklich jede Metal
Sammlung. Dabei ist es völlig unerheblich, für welche Spielart man sich
ehesten interessiert.
Taunted bei Myspace:
http://www.myspace.com/taunted
(c)2010, Heiko