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Striker : Eyes In The Night

Die famose Debüt-EP "Road Warrior" hatte für die Zukunft der kanadischen Newcomer von Striker so einiges versprochen. Astreiner Power- und Speed Metal der alten US-Schule (wenn im folgenden von "Speed Metal" die Rede sein sollte, ist damit also ausdrücklich nicht die europäische "Mal-wieder-schlechte-Pilze-im-Schlumpfdorf"-Variante gemeint, gelle?) wurde dort schliesslich in einer Klasse geboten, wie sie heutzutage doch arg selten geworden ist. Gitarren, die von Anfang bis Ende braten wie die Hölle und dabei doch eine filigrane Klasse, die Bands wie den ollen Agent Steel in nichts nachsteht, nie vermissen lassen. Ein Screamer der Extraklasse, dessen Stimme sich vor lauter Enthusiasmus des öfteren geradezu überschlägt, wie es höchstens Harry Conklin oder Bruce Dickinson back in the days of yore ("Verdamp lang her" nennt das alternativ wohl der Kölner...) konnten. Brilliant komponierte, stets auf den Punkt kommende Songs, deren Ohrwurmqualitäten nicht mal 'ne lausige Sekunde lang Langeweile aufkommen lassen.

Der Unterschied zwischen besagter EP und dem nun vorliegenden ersten Album "Eyes In The Night"? Nun, letzteres hat mal eben doppelt so viele Asse im Ärmel stecken. Was nach dem bereits auf dem "Underground Kodex"-Sampler vertretenen Speed-Killer "The White Knight" keine grosse Überraschung mehr darstellt - die Jungs von Striker ziehen ihren Stiefel gnadenlos durch. Das tun sie im wesentlichen am sympathischsten, wenn sie das Gaspedal bis auf den Boden durchtreten - "Full Speed Or No Speed", wie es der Opener predigt, ist nicht nur ein huldigungswürdiges Motto, sondern auch ein Brecher vor dem Herrn, der auch den klassischen Vicious Rumors keine Schande gemacht hätte. Aber auch (etwas) gemässigterer Stoff wie der hymnische Titelsong oder das hochmelodische "Never Ending Nights" schlägt granatengleich in den Gehörgängen ein. Und "The Voice Of Rock" hat nicht nur eine Message in petto, die Glenn Hughes sicher gefallen wird ("...the voice of rock will never die!"), sondern sogar auch so etwas wie Hitsinglepotential (Jaja, ich weiss: in einer anderen Welt vielleicht. Lasst mich doch träumen.). Für Balladen, Instrumentals, Zwischenspiele und sonstige unnötige Zeitschinder hingegen ist auch dieses Mal absolut kein Platz geblieben - no rest for the wicked!

Wie war neulich noch der gerne von den Kameras eingefangene Spruch bei den Olympischen Spielen? Richtig - "Hockey is Canada's game". Ich halte jetzt einfach auch mal ein Schild hoch. Auf dem steht dann folgerichtig "Striker is Canada's sound". Und ihr "most valuable player" MUSS dann einfach Stimmakrobat Dan Cleary sein, der sich neben seinen Mikro-Duties (ich wiederhole mich an dieser Stelle einfach mal dem dramatischen Effekt zuliebe: genialste Screams, wie sie Jag Panzer nicht schöner hätten bringen können / vielleicht niemals schöner gebracht haben) auch für den Löwenanteil des Songwritings und den mehr als amtlich durchschlagenden Sound verantwortlich zeichnet. Weiter so, und das Underground-Heldentum ist schon so gut wie garantiert.

Lange fiel mir kein Fazit mehr so leicht wie dieses: Wenn Ihr bereits die EP mochtet, werdet Ihr "Eyes In The Night" lieben. Wenn Ihr die EP erfolgreich ignoriert habt (soll es ja auch geben), dann wird es als Sympathisanten des erdigen Oldschool-Metal mit der Extraportion Power spätestens jetzt Zeit, diese peinliche Bildungslücke zu schliessen. Wenn Ihr die EP nicht mochtet, dann...nö, dann ist Euch eh nicht mehr zu helfen. Für mich jedenfalls sind und bleiben Striker mit die grösste Hoffnung, die die traditionelle Metal-Szene seit langem hervorgebracht hat. Und die eingangs erwähnten Versprechen? Allesamt eingelöst (schlimmstenfalls war das Cover-Artwork beim letzten Versuch dann vielleicht doch etwas kultiger). "Eyes In The Night" ist ein Muss.

(Bandseite: www.myspace.com/listentostriker ; zwecks Eintütung wende man sich vertrauensvoll an:: www.ironkodex.de .)

(c)2010, Ernst Zeisberger