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Skyclad : A Semblance Of Normality

Sehr schwer tue ich mich mit der neuen Skyclad. Nicht nur, daß man den Abgang von Kult-Shouter Martin Walkyier zu verkraften hatte - und, ich nehme es mal vorweg, an diesem Handicap letztlich scheitert - nein, auch Geigenlady George Biddle ist auf "A Semblance Of Normality", dem nunmehr elften Studioalbum der Engländer, zu einer besseren Gastmusikerin degradiert worden! Werden ihre Parts auf der Hälfte der Songs doch von 'ner ganzen Horde Orchestermusiker übernommen, was zwar prinzipiell nicht übel (im gutklassigen Opener "Do They Mean Us?" sogar ziemlich klasse!) tönt, aber der Band halt 'ne Menge von ihrer Identität nimmt. Mit 'nem Orchester (das zudem noch arg leise abgemischt wurde) arbeiten halt Legionen von Bands in letzter Zeit, während die Art und Weise, wie Skyclad eine Violine in ihren Sound integrierten, doch ziemlich einzigartig war!

Demzufolge ist das größte Highlight der Scheibe auch einer der wenigen Songs, in dem Frau Biddle in alter Manier zum Tanze aufspielen darf, nämlich das in der Tradition von Stimmungsmachern wie "Spinning Jenny" oder "Penny Dreadful" stehende, absolut grandiose "Anotherdrinkingsong". Auch das folgende "A Survival Campaign" weiß zu gefallen, während das eigentlich für die Band urtypische "The Song Of No-Involvement" schon wieder ein wenig zu zurückhaltend ausgefallen ist und DAS Manko der Scheibe klarmacht: No Martin!

Bei Herrn Walkyier hörte man die Überzeugung, die Frustration über die Zustände dieser Welt aus jeder Silbe, die er dem geplätteten Hörer entgegenblaffte, heraus. Kevin Ridley kann singen, keine Frage. Und - wie sein Vorgänger - auch erstaunlich eloquente Texte verfassen. Aber - sorry, der Junge tönt ja fast schon gelangweilt, wenn er sie singt! Ein zynisch-bitter verfaßtes "The Parliament of Fools" könnte genausogut davon handeln, wie die Herren Abgeordneten Tee trinken gehen, so glatt klingt das! So richtig ins Gesamtbild paßt seine Stimme eigentlich - etwas, das ich schon nach dem Hören des "No Daylights..."-Albums vermutet hatte - ausschließlich bei den melodiöseren, folkigeren Nummern wie den oben erwähnten oder dem ähnlich gelungenen "Lightening The Load".

Nehmen wir hinzu, daß sich insbesondere in der zweiten Hälfte der Scheibe mehr als ein völlig uninspirierter Füller findet ("NTRWB", "Hybrid Blues" oder das völlig ideenlos wie lieblos runtergehackte "Ten little Kingdoms" (what the fuck?)), und ich kann nur sehr bedingt eine Empfehlung zum Anchecken ausstellen. Schade eigentlich. Naja, vielleicht spielen sich die "neuen" Skyclad ja in Zukunft noch besser ein. Im Auge behalten muß man diese Band ja eigentlich immer. Aber das hier ist definitiv nicht der Weisheit letzter Schluß.

(c)2004, Ernst Zeisberger