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Revolution Renaissance : New Era

Neue Ära? Für Timo Tolkki, der sich jetzt wohl endgültig von seiner einstigen Stammformation Stratovarius getrennt hat, vielleicht schon - für die Musikwelt eher weniger. "New Era" hat eher den Charakter eines Rückblicks auf die Roots des finnischen Gitarrenmeisters, als ernsthaft neue Wege einschreiten zu wollen. Sicher auch nicht unbedingt überraschend, wenn man sich erinnert, daß die vorliegenden Songs durchaus noch für Stratovarius geschrieben worden sind.

Und daran gibt es ja auch, die halbherzigen, mehr von Skandalen als der Musik geprägten letzten Jahre zum Trotze, prinzipiell nix auszusetzen. Zumal sich Tolkki hier klar auf die eigenen Stärken besonnen hat - keine großen Chöre, kein völlig überladenes Orchester-Gedöns, stattdessen einfach hitverdächtige, eingängige Melodic Metal-Hymnen wie einst im Mai! Dazu wurde zumindest die Hälfte der Platte (die dann auch den Rest des Rundlings klar überschattet!) von Helloween-Altmeister Michael Kiske, für meinen Begriff immer noch der beste Metal-Sänger (Ha!) Deutschlands, in gewohnter Klasse veredelt. So zündet nicht nur die supereingängige Bandhymne "Revolution Renaissance" ein kleines Melodic Metal-Feuerwerk, auch das bereits von Stratovarius live debütierte, speedige "Last Night On Earth" erinnert gleichermaßen an die glorreichen Tage sowohl der finnischen als auch der deutschen Szeneleader. Als Ballade greift "Angel" vielleicht etwas zu sehr in den Kitschtopf, wofür aber das wunderschöne "Keep The Flame Alive" entschädigt, wenn letztgenanntes auch stark von Kiskes ollem Tränentreiber-Standard "A Tale That Wasn't Right" beeinflußt wurde.

Weniger spektakulär kommt "I Did It My Way" im harmlosen Midtempo daher - bei dieser Phrase wird man wohl auch weiterhin zuerst an Sinatra denken. Und auf der Kiske-losen Hälfte des Album? Wird einerseits Tobias Sammet (Edguy) aufgeboten, der da nur so halbwegs mithalten kann (mit dem mit völlig bizarren Lyrix gepeinigten Okay-Speedster "Glorious And Divine" hat Tolkki dem Manne aber auch keinen Gefallen getan), und andererseits Pasi Rantanen (Thunderstone), der auf vergleichsweise sperrigem Kram wie "Born Upon The Cross" oder "Eden Is Burning" keinen größeren Eindruck hinterläßt.

Alles in allem? Schwankt qualitativ zwischen "ganz okay" und "sehr stark", was "New Era" aber immer noch zum besten Strato-Album seit "Infinite" macht (und mir persönlich dank der Abwesenheit des exzessiven Keyboard-Diddeldaddel auch mehr zusagt als diese). Netter Ausflug in die Melodic-Szene der 90er, wobei da für meinen Begriff dann doch der Herr Matos aus Brasilien die Nase vorn hat.

 

(c)2008, Ernst Zeisberger