Lange Zeit haben sich die Hanseaten von Gamma Ray gelassen, aber jetzt sind sie endlich mal aus dem Quark gekommen und legen den Nachfolger des umstrittenen 2001er Rundlings "No World Order!" vor. Und wie dieser, das wage ich mal zu prophezeihen, wird auch "Majestic" nicht Everybody's Darling im Bandprogramm von Kai Hansen&Co. werden! Denn die Band hat es sich keinesfalls leicht gemacht und ist zum allseits beliebten Strahlemänner-Speed von All-Time-Klassikern wie dem famosen "Heading For Tomorrow"-Debüt oder dem nicht minder grandiosen "Land Of The Free"-Meilenstein zurückgekehrt. Nope, die verstärkte Schippe Heaviness, die sich seit dem Vorgänger breitmachen durfte, ist auch dieses Mal wieder überdeutlich zu vernehmen - mit dem Unterschied, daß man heuer nicht mehr in jedem zweiten Song sofort ein offensichtliches Vorbild auf alten Maiden-, Priest- oder Thin Lizzy-Alben ausmachen kann. Lieder wie der anfangs eher sperrige Opener "My Temple", das extrem flotte "Fight" oder auch die abschließende Epic-Granate "Revelation" sind einfach wieder deutlich typischer "Gamma Ray" als zuletzt - und das ist auch gut so!

Denn wer nach all diesen Jahren noch immer mal eben so einen alles zerstörenden Tempolimitübertreter der Liga eines "Hell Is Thy Home" (brilliant!),eine supereingängige Hymne wie "Blood Religion" (die zur Abwechslung mal kaum was mit alten Helloween zu tun hat!) oder mit dem Beinahe-Titelsong "Majesty" ein sehr gelungenes, leicht orientalisch anmutendes Experiment aus dem Ärmel schütteeln kann, der gehört einfach zu den ganz Großen der Szene. Und daran ändert auch die Tatsache nix, daß sich mit den eher lauen "Spiritual Dictator" und "How Long" auch ein paar durchschnittlichere Beiträge eingeschlichen haben und man allgemein gesehen das Niveau der eigenen ganz großen Klassiker (s.o.) wohl auch verfehlt hat. Nichtsdestotrotz spielt man den Großteil der Konkurrenz (ich schaue in eure Richtung, Edguy und Helloween...) auch dieses Mal wieder mühelos an die Wand...

(c)2005, Ernst Zeisberger