Stride: Imagine
Nun, so absoluter Progmetal ist das hier nicht, sondern eine Melange
aus progressivem Heavyrock, AOR und klassischem Hardrock. Eine sehr
geschmeidige, eingängige Scheibe also, die Fans von geradlinig harter
Musik mit deutlichem 80er Hintergrund durchaus gefallen dürfte, durch
die Hinzunahme von vielen vertrackteren Passagen oder wilden
instrumentalen Ausbrüchen jedoch schon die Brücke zur DREAM THEATER
Klientel schlägt.
Mir gefällt die schwelgerische, mitreißende Art der Musik, die Wechsel
von packend metallischen Momenten hin zu sanftmütigen, balladesken,
dann wieder eingängig abrockenden Parts. STRIDE beherrschen diese
Sprünge recht perfekt, ohne ihre Musik nun zu gekünstelt klingen zu
lassen.
Die ganz großen Melodien sind allerdings noch recht selten auf diesem
Album, man nimmt sich eher typischer US AOR Harmonien an, die nicht
schlecht sind, allerdings schon nach ein paar Durchläufen
Abnutzungserscheinungen aufweisen können. Aber dafür hat man ja die
Progelemente wie die kleinen verrückten Vocaleinlagen im letzten Song
„Time“, welcher dem Knaller schlechthin „Face the day“ folgt.
Letzterer ist ein harter Rocker mit sehr emotionsgeladenem Refrain,
der sicher für einige Furore sorgen dürfte, dazu diese synphonischen
Heavymetalelemente, also bombastisch angehauchte, an den flotteren
klassischen Motiven orientierte Passagen mit den typischen
Skalendreschersoli, die aber sehr cool kommen. Eine gelungene Mischung
hier.
Stride könnten allerdings schon ein wenig vom AOR ablassen beim
nächsten Album, so schön es auch ist, es ist einfach zu nett und
freundlich. Eine gute, nicht überragende Melodicscheibe also, die man
gut anhören kann und die sich sicherlich noch entwickelt. Es täte aber
auch niemandem weh, sie nicht gekauft zu haben.
Sollte es im gut sortierten Fachhandel und bei diversen Versendern
geben.
(c)2006, Sascha Maurer
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