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Secret Sphere: Mistress Of The Shadowlight

Im Metaliversum nimmt Bella Italia mittlerweile einen beachtlichen Platz ein; die vor allem dem Power-Prog-Bereich zuzuordnenden Bands schiessen wie Lasagna aus dem Ofen. So gerne ich aber auch Musik aus Italien mag (siehe z.B. das Fiorella Mannoia-Review in der SMP-Pop-Abteilung ), meistens stelle ich die Metal-CDs nach einmaligem Reinhören wieder ins Regal zurück; entweder ist mir zuviel Tralalalli drin oder haben die jeweiligen Musiker den Bezug zur Realität (Breaks und so...) völlich verloren. Umso überraschender kam mir das Debüt " Mistress of the Shadowlight " von Secret Sphere zu Ohren; dieses Sextett aus dem abgelegenen Alessandria bewegt sich gekonnt zwischen Rhapsody , Labyrinth, Power Symphony et al, sprich: bombastischer Fantasy-Metal mit neoklassischer Instrumentierung und ' ner gehörigen Portion Speed . So weit, so typisch. Einige markante Merkmale sollte man aber nicht unerwähnt lassen. Zum Beispiel der wirklich gute Sänger Roberto Messina, der zwar genreverpflichtet hoch singt, es aber nie zu weit treibt und - das ist eher Ausnahme als Regel - Gefühl mitbringt. Gefühl in ihrem Spiel besitzen auch Leadgitarrist Aldo Lonobile und Key-Wiz /Pianist Antonio Agate ; Lonobiles (manchmal sehr eleganten) Soli sind eine Freude fürs Ohr und Agates Key- und Piano-Komponenten (die nicht selten Soundtrack-ähnlich klingen) überladen das Ganze nicht, sondern verschönern es. Vielleicht liegt es an meinem etwas mediterran veranlagtem Gemüt, aber die metallische Musik von Secret Sphere hat oft etwas Romantisches, Südländisches. Der napolitaner Philosoph/Autor Luciano De Crescenzo sagte mal "Man ist immer ein Südländer für jemanden" und deswegen mag nicht jeder dieses Gefühl nachempfinden. Doch hört man den Pianoanfang von " Twilight of fairytale ", die Soli im furiosen "White lion " oder die leider nur auf der Nippon-Pressung enthaltene Ballade "Last moment of eternity " (2.23 Minuten, aber sooo schön), dann haut eben diese Charakterisierung der Musik von Secret Sphere ziemlich gut hin. Dieser Metal hat neben Power auch Herz. Zwar wird öfters aufs Ferrari-Pedal getreten (nach dem obligatorischen Intro "Dawn of time" brettern die Ragazzi fuori gleich Blind Guardian-mässig los), aber die Songs behalten stets etwas fein-melodisches. Die sechs Italiener könnten mit knapperen Arrangements (hier und da einige jubelnden Chörchen weniger, prego ?), einem bisweilen gezügelteren Tempo und zusätzlichen Song-Elementen dunkler Couleur noch mehr erreichen. Da mit einer seltenen Hingabe komponiert/musiziert wird (man höre sich nur den
Hammer-Track "On the wings of sun " an) liegt die Vermutung nahe, dass da in Alessandria die zweiten, leicht verfeinerten Rhapsody heranwachsen. Auf " Mistress of the Shadowlight " versicherte sich die Band übrigens der Mitwirkung von White Skull-Shouterin Federica De Boni und ihren Gesellen. Die sauber und nie ad absurdum produzierte CD kommt mit farbenfrohem Fantasy-Artwork (Idee gut, Umsetzung mal wieder dürftig) und im Booklet gibt's zu jedem Liedle Kommentar der Band in sehr, wie sag ich das jetzt, ach ja: kreativem Englisch. Deswegen: two thumbs up, without question .

(c)1999, Oliver Kerkdijk