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Everon: Bridge

Wie gerufen schneit mir diese CD ins Haus: nach stundenlangen Majesty-Exzessen ist der fünfte Streich der Krefelder Prog-Band das genau passende, ausgleichende Element. Also: Schwert aus der Hand gelegt, Kopfhörer aufgesetzt, den Sessel zurecht gerückt und nach einem Druck auf die „Play“-Taste schicken Everon mich eine knappe Stunde träumen.
 
„Bridge“ ist wie auch sein Vorgänger „Fantasma“ ein von vorne bis hinten stimmiges, mit unvergesslichen (Gitarren- und Gesangs-)Melodien und gewohnt außergewöhnlichen Texten ausgestattetes Album geworden. Das ohrwurmlastige „Bridge“-Thema spannt den Bogen vom Intro zum das Album ausklingen lassenden Titeltrack – und inmitten dieser Fixpunkte finden sich etliche Tracks, die mir teilweise gar besser gefallen als die des aktuellen Rush-Albums. Womit zur Klasse von „Bridge“ alles gesagt wäre. Das 1:50 kurze „Travelling Shoes“ könnte den unbedarften Hörer in einer schwachen Stunde zu Tränen rühren, die Ballade „If You Were Still Mine“ kann Salz in den Wunden aller Liebeskranken sein und „Carousel“ fügt sich mit seinen tollen Strophenmelodien und dem phänomenalen Chorus nahtlos in das ausnahmslos erstklassige Restmaterial ein. Wer also mal wieder Lust auf ein pianolastiges, oftmals ruhiges, anspruchsvolles, detailreiches und manchmal auch überraschend kantiges („Carousel“) Album hat, der kauft seit Jahren die Everon-Alben sowieso blind! Darf man auch hier bedenkenlos machen.

(c)2002, Michael Kohsiek