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Deep Purple : Bananas

Fünf Jahre nach der eher durchwachsenen “Abandon”-Scheibe stehen endlich mal wieder die englischen Hard Rock-Götter von Deep Purple mit neuem Material auf’m Parkett. Natürlich (fast schon: wie immer) mit neuer Besetzung, denn Orgel-Legende Jon Lord begab sich seitdem in den Quasi-Ruhestand (war aber kompositorisch noch an zwei “Bananas”-Songs beteiligt). Was ist das mittlerweile, Deep Purple Mk. 8? 9? Zählt überhaupt jemand noch mit?

Wie auch immer, frisches Blut tut Purple gut, und das gilt auch für den ersten externen Produzenten, den die Band seit langer Zeit verpflichtete: Michael Bradford, vorher u.a. bei Kid Rock (!) tätig. Wer jetzt aber ‘ne pseudohippe Katastrophe im Stile der Black Sabbath-Kooperation mit diesem Body Count-Fritzen befürchtet, der sei beruhigt: Bradford weiß nicht nur bestens, wie Deep Purple zu klingen haben (glasklarer, brillianter Sound!), er verfaßte auch gleich zusammen mit Sänger Ian Gillan zwei Albumhighlights, nämlich den ohrwurmigen Opener “House Of Pain” sowie die bluesige Sahneballade “Walk On”. Ähnlich nahtlos fügt sich Lord-Ersatz Don Airey ein, aber das hatte bei einem Mann mit seinem Background (u.a. Rainbow, Gary Moore, zuletzt auch mal Ten) wohl auch niemand anders erwartet.

Trotzdem ist der Standout-Player auf “Bananas” zweifelsohne ein anderer: Steve Morse spielt sich überragender denn je wie in einem Rausch endgültig aus dem übermächtigen Schatten von Altmeister Ritchie Blackmore heraus, was nicht nur sein Gänsehaut-Instrumental “Contact Lost”, sondern auch die schlichtweg überwältigende, extrem vielfältige Riff- und Soloarbeit des Mannes über die ganze Spielzeit eindrucksvoll belegt. Selbst einen prinzipiell eher mittelmäßigen Beitrag wie “Razzle Dazzle” wertet Steves Spiel noch mal ‘ne Klasse auf. Atmosphärewunder wie das grandiose “Never A Word” oder aber schlichtweg Rocker mit Klasse (“Picture Of Innocence”, “House Of Pain” oder der abgefahrene Titeltrack) – der Mann kann alles!

Klar, besonders heavy ist “Bananas” dabei nicht unbedingt – für Freunde des puren Hard Rocks hatte die Blackmore-Phase wohl mehr zu bieten. Dafür kommt man heuer (wie schon auf dem tollen Comeback-Album “Purpendicular” angedeutet) etwas progressiver, grooviger und auch vielseitiger über den Kanal und übertrifft damit das uninspirierte Fließbandwriting, das einige der späten Mk.2-Alben (ich denke da vor allem an “House of Blue Light” oder Teile von “The Battle Rages On”) doch arg plagte, um Längen. “Abandon” sowieso. Die hauseigenen Klassiker aus den Siebzigern allerdings bleiben wohl auf ewig unantastbar…

(c)2003, Ernst Zeisberger