Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Hard Rock / AOR > Colour Haze: Tempel

Colour Haze: Tempel

Ich hatte es dem Michael ja versprochen, wenn ich zurückkehre dann nur mit wirklich geilen Metalreviews im Gepäck und nun das hier. Aber mal ehrlich, der psychedelische Hardrock, den mir COLOUR HAZE aus München um die Ohren wabern lassen, ist alles andere als weichspülerisch.

 Gitarrist / Sänger Stefan und seine Mannen verstehen es meisterhaft, mit ihrer Musik Bilder zu malen. Klanglandschaften zu erschaffen. Und wie in der Natur, so ist auch in ihrer Klangwelt ein stetes auf und ab angesagt. Da schweben ganz sanftmütige, leise Melodien durch den Raum, werden intensiver. Entspannte und doch bestimmte Rhythmen setzen ein, es entsteht ein packender Groove, der Dich sogleich hypnotisiert. Die Gitarre, eben noch verträumt und zärtlich gekost, wird zorniger, lauter, intensiver. Die Stücke entladen ihre elektrohaschige Spannung in brodelnden, wuchtig brummenden Hardrockeruptionen, nur um dann wieder in sich selbst zusammenzufallen.

 COLOUR HAZE kann man mit etwas bösem Willen in die aktuelle Stonerrockecke drängen, wohin sie aber beileibe nicht gehören. Die Gitarrenmelodien zerren einen zurück in die späten 60er, surren Dir betörend um den Brägen. Das zackige Spiel erinnert dann eher an straightere Krautrocker aus den frühen 70ern. Aber da ist noch mehr. Ein sehr frisches Element, welches COLOUR HAZE unverkennbar in die Jetztzeit zum aktuellen Psychedelic – und Spacerock bringt.

 Diese Band spielt mit den Elementen, was auch gut ist, was von Inspiration zeugt. COLOUR HAZE wissen bescheid über den Magiefluß harter, psychedelischer Rockmusik und wie sie ihn in die Gänge bringen. Eingängigkeit und Geradlinigkeit sind dabei zwei wichtige Eckpfeiler in ihren Kompositionen, obschon dazwischen auch lange, jammige Instrumentalpassagen liegen können, in denen die Musiker einfach durchgehen wie junge Gäule.


Sehr schön, nur ein Beispiel für ihre schöpferische Kraft, ist das träumerische Intro zu „Ocean“, dem siebten Song, aus dem heraus sich eine schwebende, mit wummerndem  Bass und jaulender Gitarre von höchster Intensität zelebrierte Melodie entwickelt. Du fliegst ab, Du bist komplett weg, wenn Du Dich diesem Song hingibst. Er kehrt wieder zurück in sanftere Gefilde, dann ist er weg.

 Oder da war diese harte, ruppige Orgel auf „Mind“, dem dritten Stück, die ganz mit der Gitarre konform ging und Dir die Seele weggebraten hat. Ich liebe solch aggressives Orgelspiel, weil die Kraft und Energie eines solchen Instrumentes locker mit der Wucht einer weit aufgerissenen Klampfe mithalten, sie sogar übertreffen kann.

 Oh, dieses Powertrio ist einfach fantastisch. Stefan Koglek spielt eine herrliche Gitarre, die gerade in den ruhigen Momenten Erinnerungen an Meister wie Brian Jones, Jimi Hendrix, Peter Green und diverse Westcoastpsychedeliker wachruft. Wird es heavy, dann entfesselt Stefan hypnotisch – majestätische Riffwalzen mit wilden, feurigen Melodien, die der Atmosphäre kurz vor einem gewaltigen Gewitterausbruch entsprechen.

 Wer seinen Psychedelicrock heavy und seinen Heavyrock psychedelisch mag, eine Leidenschaft für die 60er und 70er besitzt und trotzdem auch die besten aktuellen Bands zu schätzen weiß, kommt an COLOUR HAZE mal wieder nicht vorbei.  www.colourhaze.de / www.elektrohasch.de

 (c)2004, Sascha Maurer