In irgendeinem Thread habe ich mich darüber ausgelassen
dass ungefragt zugeschicktes Promo- Material oft eine Seuche sein kann. Dies
entspricht auch der Wahrheit, dennoch gibt es auch Gegenbeispiele.
Ein solches ist die „30 Silver Pieces“- Scheiblette der
aus Salt Lake City stammenden Band MELODRAMUS.
Gleich das Hugh Syme- artige Artwork konnte mein Interesse
wecken, ein kurzer Ausflug auf die bandeigene Webseite schürte es noch etwas
mehr und als ich den Silberling einlegte war es recht schnell um mich
geschehen. MELODRAMUS benennen solch unterschiedliche Bands wie RUSH, INCUBUS,
SAIGON KICK, MUSE, FATES WARNING, TOOL, EXTREME oder PORCUPINE TREE als ihre
Einflüsse und genau dies hört man ihrer wohlproduzierten Eigenproduktion auch
an.
Soll heißen, neben zahlreichen aber immer songdienlich
eingesetzten Prog- Anleihen finden sich auch ---Achtung, Traditionalisten-Alarm
!!--- durchaus Querverweise in Richtung Alternative oder New Art Rock in der
Musik wieder.
Jedoch bringen die Jungs aus Utah ihr Gebräu aus den
verschiedensten Ecken dermaßen zwingend an den Mann respektive die Frau, dass es
eine wahre Freude ist.
Egal ob die Gitarrenklänge eine leicht moderne Ausrichtung
besitzen, egal ob hier oder dort mal ein Drum- Loop eingebaut oder mit
elektronischen Spielereien kokettiert wird, mich stört es zu keiner Sekunde.
Denn Songs wie das wunderbare „Touch Of Light“, „Ocean
Eyes“oder „Return“ sind nichts als erstklassige Hits mit tollen Hooks,
Weltklasse- Refrains und viel Leidenschaft.
Hits die nicht zuletzt auch von dem fantastischen Gesang
eines Zakkary Hale Newsom leben, der an eine Mischung aus Ted Leonard (ENCHANT)
und Gregory Annalla (SEVENTHSIGN, TRIBE OF GYPSIES) erinnert und zudem auch noch
für die Gitarre zuständig ist, dabei besonders an der Akustischen glänzt.
MELODRAMUS haben die perfekte Balance zwischen Anspruch und
Eingängigkeit gefunden und dies, das ist das Erstaunliche, gleich auf ihrem
Debüt. Eine vor einigen Wochen bei mir eintrudelnde CD-R mit Rough Mixes zum
Nachfolgealbum lässt zudem ein ziemlich hammermäßiges zweites Album erwarten.
Für mich sind MELODRAMUS neben HEART OF CYGNUS die große
Entdeckung des letzten Jahres, wobei erstere für mich sogar die Nase vorn haben.
Denn wo HEART OF CYGNUS vornehmlich daran interessiert sind die Vergangenheit
(auf hohem Niveau) neu aufzuwärmen ist der Blick von MELODRAMUS in die Zukunft
gerichtet. Und dies muss nicht in jedem Fall schlecht sein.
Ich kann dieses Album jedenfalls nur den nach mit allen
Seiten offenen Ohren ausgestatteten Liebhabern origineller und frischer Klänge
ans Herz legen. Ein Album welches mich atmosphärisch (nicht musikalisch!)
übrigens oft auch an Bands wie DIVINE REGALE, AUDITORY IMAGERY oder THE QUIET
ROOM erinnert. Melancholie wird also ebenfalls recht großgeschrieben.
Auch das ist nichts Schlechtes…
Kontakt :
http://www.myspace.com/melodramus
http://www.melodramus.com/
(c) 2008, Michael Weber