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The Prophecy : Revelations

Wenn es denn nach der NWOBHM jemals noch einen urenglischen Sound gegeben haben sollte, dann kann damit eigentlich nur Doom Death gemeint sein. Kamen doch Anfang der 90er Jahre nahezu alle wichtigen Impulse - ob sie nun Paradise Lost, Anathema, Cathedral oder My Dying Bride heißen - in dieser todtraurigen, doch im gleichen Atemzuge paradoxerweise wunderschönen Musik von der Insel.

In die Fußstapfen dieser Größen wollen nun also ihre Landsleute von The Prophecy treten, und die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn mit "Revelations" legt die 2001 gegründete Yorkshire-Truppe bereits mit ihrem zweiten Album einen nahezu perfekten Vertreter seiner Gattung vor, den insbesondere Verehrer der sterbenden Braut so schnell wie möglich ihrer Sammlung zuführen sollten. Denn auch wenn die Band derartige Vergleiche bestimmt schon nicht mehr hören kann (man ist ja quasi Nachbarn mit diesen Genre-Urvätern, mit denen man sich auch längere Zeit die Dienste von Drummer John Bennett teilte): gerade wenn Keyboarderin Katie Colbrook, wie in dem famosen "Cascades" geschehen, auch zur Violine greift, sind geistige Flashbacks zu den frühen MDB-Sternstunden eigentlich unvermeidbar. Aber hey - das ist alles, nur kein Kritikpunkt. Zumal The Prophecy zum Trotze derartiger Spontan-Assoziationen alles andere als Clones der großen Vorbilder sind. So gibt beispielsweise das ungeheuer emotionale Organ von Frontmann Matt Lawson dem Fünfer einen völlig anderen Touch: erinnert er doch höchstens ganz entfernt etwas an While Heaven Wept-Soundgenie Tom Phillips, nur um im nächsten Moment geradezu grottenfinster seine Death Metal-Roots durchscheinen zu lassen. Und mit einem Song wie dem abschließenden Vierzehnminüter "Broken" schließt man beinahe schon zu Atmosphäregiganten wie Anathema auf.

Instrumental gesehen hat man mit Gitarrist Greg O'Shea ein echtes As im Ärmel, denn auch seine filigrane, detailreiche Leadarbeit tut der Eigenständigkeit der Songs gut. Im Gegensatz zu den anfangs genannten Bands haben The Prophecy nämlich 'ne latente Schlagseite hin zum traditionelleren, bisweilen gar progressiven Metal (daß man eine Band wie Fates Warning zu den Einflüssen zählt, kommt nicht von ungefähr) abbekommen, und so bedarf vor allem das famose "Willow's Hope" schon mehr als einen Durchgang, um es angemessen würdigen zu können. Das allerdings lohnt sich uneingeschränkt. Womit mir zur Kritik eigentlich nur der sehr plötzliche, reichlich lieblose Fadeout des ansonsten überragenden Titeltracks übrig bleibt.

Ansonsten gilt: "Revelations" zählt zu den stärksten Alben des Jahres und sollte jedem Jünger der Langsamkeit, der bei Death-Vocals nicht gleich die Krätze bekommt, unbedingt mal 'nen Hör wert sein. Dazu eignet sich ganz vorzüglich auch die Seite http://www.myspace.com/theprophecyeng , wo Ihr mit "Rivers" eines der Highlights antesten könnt.

Bandkontakt: http://homepages.tesco.net/theprophecy/TheProphecy.htm .

(c)2007, Ernst Zeisberger