Kult, nein, OBERKULT! Seit geschlagenen zwei Jahren warte ich drauf, eine Metalhymne wie "Jerusalem" mal in gescheiter Soundqualität zu hören und nun wurde ich erhört vom Napalm Karl. All hail to thee, brother! Karl hat sich der Tiroler Buan und dem Maderl angenommen, was bei mir auf allergrößte Zustimmung stößt. Siegfried lassen schon am Titel erkennen, daß sie rein deutschsprachig agieren, was aber nicht schlimm ist, da auch unsere Heimatsprache bestens für metallischen Gebrauch geeignet ist. Texte von epischen Ausmaßen werden da von Bruder Cle (alias Hagen), Sandra und einem dritten Vokalisten zum Besten gegeben. Besonders der Kontrast zwischen Hagens rauhem Sprechgesang und Sandras kraftvoller Metalvoice schenkt dem Zuhörer Momente vollkommenen Glückes! Und der instrumentale Anteil? Nun ja, da hat sich ein Teil der österreichischen Düstermetalelite zusammengetan und zelebriert nun eben düsteren Metal, Powermetal, Doommetal mit einem Schuß Thrash und leichtem Melodicdeatheinschlag. Ganz intoleranten Freaks, die ihren Truemetal rasserein mögen, wird diese CD zuviel des Gutens ein, aber im Grunde ist das Hitpotential, hervorgerufen durch hymnisches Songwriting, einfach zu gewaltig. Da ist der Monsterbanger "Jerusalem", Opener ihres 1999er Demos und in der neuen Version um ein Vielfaches beeindruckender. Mitreißende Powermetalparts treffen hier auf einige ebenso dramatische wie einschmeichelnde Passagen der getrageneren Art, die Sandra mit engelsgleicher Stimme veredelt. Ich hab Dreams of Sanity nie so gemocht, umso glücklicher bin ich, daß diese Powerröhre nun eine metallischere Ausrichtung vorgenommen hat. "Jerusalem" ist so majestätisch, so episch und pompös düster! Es ist ein Wahnsinn. Siegfried haben alles, was eine eigenständige Metalband braucht, um aus der Masse der neumodischen Trällerbands herauszuragen. Anmut, stählerne Kraft, Leidenschaft, Spielfreude und der hintergründige Wahnsinn, der eine Metalband ausmachen sollte, all das ist hier im Übermaß vorhanden. Siegfried sind bereit zur Spitze der europäischen Metalrige auszusteigen, wer will sie daran hindern?

(c)2001, Sascha Maurer