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Swordbrothers 3 - 04.03.2006

  Das Swordbrothers Festival nimmt mittlerweile sicherlich einen wichtigen Platz im Zuge des aufblühenden Metal Underground hier in deutschen Landen ein. Zwischen Keep it true Festival und Headbangers Open Air schlägt Organisator Volker Raabe voll in die Kerbe des Heavy Metal der alten Schule und gibt seinem Event ein eigenes Profil, indem er den Schwerpunkt auf den einheimischen Underground und auf europäische Bands setzt, anstatt in der schier endlosen Kiste der amerikanischen und britischen 80er Helden zu graben.

Dieses Prinzip prägte auch das unlängst vergangene dritte Swordbrothers Festival und so ließen wir uns vom katastrophalen Wetter nicht abschrecken und pilgerten mit einer Karre voll Metal Freaks gen Andernach. Wundersamerweise waren die Autobahnen aus Richtung Norden trotz deutschlandweitem Schneechaos frei von Staus und so kam es, dass ich zum ersten mal in der Geschichte des Festivals pünktlich zur ersten Band in der Halle war.

Diese Band waren die deutschen Newcomer von Viron, die für mich und einige andere bis dato noch ein unbeschriebenes Blatt darstellten. Nicht desto trotz fand sich bereits eine recht stolze Menschenmenge vor der Bühne wieder und ward Zeuge eines Auftritts, der sich wahrhaft gewaschen hatte! Heavy Metal in reinster Form war die Devise, angesiedelt zwischen amerikanisch inspiriertem Power Metal und teutonischen Streitern der Marke Wizard. Oder mit anderen Worten, volles Brett voraus! Dennoch gab sich das Publikum vorerst bis auf wenige Ausnahmen recht zurückhaltend. Das schien auch die Band selber zu bemerken und schmetterte prompt mit dem Exxplorer-Cover „Run for tomorrow“ einen absoluten US Metal Klassiker in die Menge! Auf einen Schlag war das Eis gebrochen und der fröhliche Headbanger Reigen nahm seinen Anfang, der bis zum Ende des Tages überdauern sollte. Auch die eigenen Kompositionen von Viron konnten sich mehr als sehen lassen. Besonders das hymnenhafte „For her majesty“ ist mir im Ohr geblieben, bei dem der Frontmann mit dem kultigen Namen Alexx Stahl alle Register seines Könnens zog um mit schlafwandlerischer Sicherheit auch höchste Lagen erklomm. Wow, das war mal ein Einstieg, der sich gewaschen hatte!

Weiter ging es mit den Holländern von Black Knight, über die ich jedoch leider nicht viel erzählen kann. Die Anfahrt und der mörderische Viron-Gig hatten durstig gemacht und so widmeten wir uns bis auf weiteres Gevatter Alkohol.

Mit bereits einem leichten Pegel und entsprechend guter Laune ging es dann bei Double Diamond weiter. Und siehe da, das Festival fand bereits seinen zweiten Höhepunkt! Die belgischen Krieger des wahren Stahls zelebrierten eine mitreißende Party, musikalisch angetrieben von einem bunten Mix aus Stücken ihrer beiden bisherigen Alben. Hymnen wie „Anubis“ oder „Murder at midnight“ ließen Halswirbel knirschen und bewiesen eindrucksvoll, dass Bands wie Ostrogoth oder Crossfire auch heutzutage noch würdige Erben im eigenen Lande besitzen. Insbesondere Gitarrist Erwin Suetens machte eine geile Show, fegte trotz nicht gerade windschnittiger Figur in Kutte gewandet über die Bühne und schüttelte dazu die Dauerwelle! Ein kultiger Auftritt, der seinen krönenden Abschluss in einer Cover Version von Manowars „Battle hymn“ fand. Zugegeben, Sänger Filip Lemmens ist nicht gerade Eric Adams, aber das Publikum war dennoch hellauf begeistert und entließ Double  Diamond und lauten Sprechchören von der Bühne.

Eigentlich sollten jetzt Bloodstained an der Reihe sein, allerdings erwies sich die Anreise der griechischen Newcomer als problematisch und so wurde spontan umdisponiert und mit Existence betrat eine Legende des deutschen Undergrounds nach mehr als zehn Jahren zum ersten mal wieder die Bühne. Und bei sämtlichen heiligen Hundehaufen, was hatte denn da das Publikum geritten? Lahmste Reaktionen, negative Kritiken und kaum ein Headbanger vor der Bühne! Jungs und Mädels, konntet ihr nicht, wolltet ihr nicht oder was war da los? Die Band jedenfalls spielte in sautighter Manier ein geiles Set an progressivem, epischen Heavy Metal, das vor Hits nur so überquoll. „Nights in the Desert“, “Godfather Death”, die Killerhymne “Inquisitor”, “Eventful Visions” und als absoluten Klimax das überragende “Insomnia”! Naja, die Handvoll Existence Maniacs vor der Bühne genoss den Auftriff auf jeden Fall in vollen zügen und ging im Anschluss erstmal gemütlich und zufrieden einen saufen… allerdings nicht, ohne zumindest einen bösen Blick ins übrige Publikum zu werfen!

So, dann war es auch schon Zeit für die Band, auf die ich mich wohl am meisten gefreut hab! Das absolute Maximum an barbarischer Rohheit im derzeitigen Underground, die perfekte musikalische Antwort auf Robert E. Howard, die portugiesischen Erben von Omen und Manilla Road oder einfach nur Ironsword! Lauthals mit Sprechchören empfangen deutete sich bereits an, dass das JUZ Andernach vor einer gewaltigen Herausforderung stand, nämlich die wilden Umtriebe einer Meute von durchdrehenden Metalheads zu überstehen! Und dann ging es los! Peinlicherweise kann ich mich an die Reihenfolge der Songs kaum noch erinnern... ich war zu diesem Zeitpunkt wohl schon verhältnismäßig voll... aber wie dem auch sei! Ironsword gingen auf jeden Fall von Beginn an in die Vollen und schöpften fleißig aus dem Fundus ihrer Hits, der für eine noch recht junge Band schon absolut beeindruckend ist! Mit der wilden, streitlustigen Stimme eines Barbaren schmetterte Sänger/Gitarrist Tann Hymnen wie „Dragons of the sea“, „Way of the barbarian“, „Burning metal“ oder „Nemedian chronicles“ in die gierige Menge, die ihre Schädel gnadenlos auf die Bühnenbretter beziehungsweise die Hinterköpfe der Vordermänner nagelte und beinahe jeden Refrain aus voller Kehle mitgrölte! Zudem wurden zwei Songs vom nächsten Album vorgestellt, die wenn ich mich recht erinnere eine Spur rockiger und NWoBHM inspirierter waren, als wir es von Ironsword gewohnt sind, sich aber trotzdem nahtlos ins Set einfügten. Nach dieser brandheißen Dreiviertelstunde zweifelte wohl kaum jemand daran, soeben den Stimmungsmäßigen Höhepunkt des Tages erlebt zu haben!

Kaum jemand? Naja, vielleicht wenn man von denjenigen absieht, die den fabelhaften Auftritt der Düsseldorfer 80er Legende Warrant auf dem letzt jährigen Headbangers Open Air erleben durften! Diese machten auch auf dem Swordbrothers Festival keine Gefangenen und prügelten sich ohne Rücksicht auf Verluste durch die Hits und Hymnen ihrer beiden Alben „First Strike“ und „The Enforcer“. Allerdings nagte ich selber zu diesem Zeitpunkt bereits an Delirium und Hungertod und eilte in regelmäßigen Abständen zwischen Bühne, Proviantkorb und Klo hin und her. Mir entging dennoch nicht, dass Songs wie „Ready to command“ oder „The enforcer“ (Erneut mit dem kultigen Maskottchen der Band auf der Bühne) euphorisch abgefeiert wurden. Die Jungs sind nun mal einer der sympathischsten Bands Deutschlands und strahlen auf der Bühne eine dermaßen intensive Lebensfreude aus, dass sie wohl auch in zehn Jahren noch jeder Publikum um den Finger wickeln können!

Mit gehöriger Verspätung waren dann endlich die griechischen Jag Panzer Jünger von Bloodstained an der Reihe. Da die Band mich sowohl auf dem Keep it True Festival, als auch auf dem Headbangers Open Air jeweils voll überzeugt hatte, war ich um so überraschter, dass ich mich dieses mal nicht so wirklich an ihrer Musik belaben konnte... vielleicht war es der etwas moderne Touch, den vor allem die Gitarren in so manchem neuen Stück aufwiesen, vielleicht die dämliche neue Kurzhaarfrisur von Frontsirene Theodoros Gourlomatis und vielleicht auch einfach nur mein Alkoholpegel, auf jeden Fall wollte der Funke nicht so richtig überspringen. So wurde dann meinerseits ein wenig mit bekannten gequatscht und noch das eine oder andere Bier vernichtet und siehe da, gegen Ende des Sets war die gute Laune dann plötzlich wieder zurück! Die obergeile Bandhymne „Bloodstained“ war dann auch zu verlockend und so durften meine Stimmbänder dann noch mal ihr allerletztes geben. Summa summarum ein zwiespältiges Vergnügen... die alten Songs waren natürlich der Hammer, aber irgendwie fehlte dieses mal die Magie bei den Jungs.

Das Torch einer der Höhepunkte des letzt jährigen Keep it true Festivals waren, wird jeder Zeuge ohne zu zögern bestätigen! Ich selber mache da keine Ausnahme und dennoch gönnte ich mir ein Auszeit. Bei einem qualitativ derart dicht und gut besetzten Billing muss man halt irgendwo Abstriche machen und im Zweifelsfall halt bei den Bands, die man schon gesehen hat. So machte ich es mir also im Auto gemütlich und schloss für ein Weilchen die Äuglein, während Hits wie „Watcher of the night“ oder „Sweet desire“ durch Beton gedämpft an mein Trommelfell klopften... aber nein, es gibt eine Zeit zum Bangen und Saufen und es gibt eine Zeit für Muße und  Entspannung...

Witchhammer aus Norwegen sollten dann der Höhepunkt des Abends werden! Und so ging es dann mit frischen Kräften auch wieder Richtung Bühne und... irgendwie war das wieder nicht so ganz mein Ding! Schön und gut, die Jungs spielten wenn ich mich recht entsinne ihre Hammerscheibe „1487“ von Anfang bis Ende durch, aber trotzdem... das Stageacting vom Sänger war einfach nur schwul und die neuen Songs waren auch nicht wirklich der Hammer. Begeistern konnten sie mich auf jeden Fall nicht. Tja, vielleicht war das auch ganz gut so, denn mein Akku war zu jener späten Stunde doch schon ziemlich leer und so konnte ich mich guten Gewissens pennen legen. Ach, übrigens, mit vier bis fünf Decken und Schlafsäcken pro Mann kann man auch bei minus 6 Grad Celsius wunderbar im Auto nächtigen!

Alles in allem war das Festival mal wieder ein toller Erfolg! Trotz des erwähnten chaotischen Wetters kam eine stattliche Menge an Maniacs beisammen und feierte zusammen mit den Bands eine geile Party. Wir sind auf jeden Fall auch bei der Fortsetzung am 16. September wieder mit von der Partie, wenn unter anderem Attacker, Ram und Solemnity zum erneuten Angriff blasen!

(c) 2006, Florian Piwek