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Jack Frost / Warning

07.03.2001: Hamburg, Headbanger's Ballroom

Welch ein intensives Erlebnis da auf mich und meine charmante Begleiterein wartete, konnte ich im Vorfeld noch nicht abschätzen. Wir kamen im Laden an und wurden zuallererst freundlich von Solstice-Mainman Rich begrüßt, dessen jüngerer Cousin Patrick hier sein Stelldichein geben sollte. Kaum, daß wir den Ballroom betreten hatten, enterten auch schon drei extrem langhaarige die Bühne. Ein blonder Hühne, welcher sich nachher als Patrick Walker vorstellte, trug auf seiner Brust die Message "Fuck Stonerrock" mit schwarzem Edding geschrieben (unterschreibe ich blind! -Michael). Die Ausrichtung des Abends war nun also völlig klar. Hier sollte es keine Anbandelungen an moderne Trends geben. Hier waren keine Berufskiffer mit Skateboards am Werk (wobei anzumerken ist, dass auch ich Bands wie Fu Manchu, Sons of Otis, Orange Goblin und dergleichen sehr wertschätze). Hier gab es die ewige Tristesse der spirituellen Tiefen des DOOMMETALS zu entdecken. Dass Doom keine Massenmusik ist, musste ich wieder einmal erschreckt an der Zuschauerzahl feststellen. Gerade mal etwa 15 zahlende Gäste, davon etwa die Hälfte Stammpublikum des Etablissements, wollten Warning und Jack Frost sehen, hören, tief in ihren Körpern und Seelen spüren. So sollte es sein. Warning standen auf der nicht gerade üppig großen Bühne und spielten sich in einen Trancezustand. Ein nacktes Heavyriff nach dem nächsten wurde in das nach Doom gierende Publikum entfesselt. Warning sind keine Band, die nun unbedingt eingänig wirkt, ganz im Gegenteil. Wer sich vorher nicht  mit den sperrigen Soundwällen der drei Briten vertrautgemacht hatte, konnte nur noch dastehen und die 45 Minuten (mehr schienen es nicht gewesen zu sein, kann mich aber uch irren) in stoischer Gelassenheit über sich ergehen lassen bzw. in die Klangwelten eintauchen, zu denen Patrick und seine zwei Begleiter mit ihren Instrumenten die Tore aufstießen. Noch heute, 17 Tage danach, zittert mein rechtes Bein!

Irrsinn! Jack Frost entpuppten sich nach dieser angenehmen Folterung als etwas entspannender und rockten lässig durch ein Programm, welches hauptsächlich Songs ihres neuen Albums featurte. Der Sänger fiel mit seiner schon in allertiefste Gothicbereiche tendierende Stimme auf, was dieser Truppe noch ein Quantum zusätzlichen Wiedererkennungswert verabreicht. Es gab viele Bands, die sich an einer Melange aus Doom und poppigem Deathmetal versuchten und es Gothicdoom nannten. Fickt sie alle! (Also Sascha!!! -Michael-) Nach dem unschlagbaren Debüt von Stillborn "Necrospirituals", gibt es außer den vier Alben von Jack Frost nichts mehr, was eine derartige Düstermelancholie entfesselt! Geil! Jack Frost machten im Gegensatz zu den etwas lethargisch wirkenden Warning (aber wie sollte man diese Slow Motion - Hölle ohne Gitarrensoli auch showtechnisch passender unterstützen?) ordentlich Dampf auf der Bühne, nun nicht mal musikalisch, da gaben beide Bands alles! Jack Frost rocken wie die Hölle und könnten bei etwas besserer Promotion mit ihrem originellen Heavysound sogar ein recht breites Publikum ansprechen! Als Jack Frost dann völlig ausgepowert die Bühne verließen, war für mich die Sache klar, wer denn im Heavybereich die wahren Helden sind und wo man noch wirklich Emotionen findet! Ich war immer schon ein Freund von kleinen Untergrundgigs und habe selten Bands auf großen Bühnen erlebt, die alleine mit ihrer Präsenz die Seele des Konzerts speisten und keine großartigen Bombastbühnenschows nötig hatten.
 (c)2001, Sascha Maurer