Culprit - Guilty As Charged
Dreht man das Rad der Zeit zurück in eine Zeit als der
sogenannte US Metal in seinen Kinderschuhen steckte stösst man automatisch
auf den Namen Culprit, sowie ein Album mit dem Titel "Guilty As Charged".
Culprit entstammten der lokalen Szene Seattles, welche aus mir
unerklärlichen Gründen in den 80er Jahren meistens weit weniger
Beachtung fand, als die entsprechenden Szenen in New York, L.A., San
Francisco oder Florida. Klar, Seattle hatte Queensryche und wurde wesentlich
später durch die Grungewelle ins Blickfeld der Musikwelt gerückt,
aber ansonsten hatten vielen Fans und Journalisten diese Stadt nicht in Ihrer
Landkarte des harten Rocks eingetragen. Ein schwerwiegender Fehler, was nicht
zuletzt Culprit, aber auch Bands wie Fifth Angel, Q5 oder die
mächtigen Heir Apparent bewiesen.
Nun was Culprit angeht konnten diese im Jahr 1983 mit
dem Album "Guilty As Charged" direkt einen Klassiker der
Extraklasse für sich verbuchen. Musikalisch präsentierte man eine
gekonnte Mischung aus Heavy Metal und den damals erst im Aufbruch befindlichen
Stilrichtungen Power - und Progressivemetal. Von der reinen Stilbeschreibung
her, also in etwa die Richtung, welche zur selben Zeit auch
Queensryche einschlugen. Vergleichen kann man beide Bands allerdings
nur bedingt, da Culprit zu diesem Zeitpunkt etwas 'kantiger' zu Werke
gingen als Queensryche. Will heissen, Culprit komponierten
insgesamt etwas breaklastiger als Queensryche, was zum Beispiel beim
Song "Ice In The Back" recht gut zu erkennen ist. Auch die Vocals von Jeff
L'Heureux lassen keinen Vergleich zu Queensryche zu, da der gute Mann
ungleich rauher singt als zum Beispiel Goeff Tate und auch wesentlich seltener
in hohe Regionen vorprischt als Goeff mitte der 80er. Aber warum sollte man
auch immer jede Band mit irgendwas vergleichen ? Gott sei Dank gibt es ja
auch genügend Gruppen die einen eigenständigen Sound hatten/haben,
sich aus diesem Grund kaum mit anderen Acts vergleichen lassen und deshalb,
wie in diesem Fall Culprit, für die Fans noch interessanter werden
dürften. Mein persöhnlicher Favorit auf "Guilty As Charged" ist
der letzte Song der A Seite und trägt den Titel "Ambush". "Ambush" started
eher langsam, fasst schon hard/blues rock orientiert, steiger dann aber nach
und nach das Tempo, um zum Ende hin durch ein kurzes Break regelrecht zu
explodieren - Fabelhaft. Hier waren echte Könner am Werk, die nicht
nur ihre Instrumente beherrschten, sondern es auch verstanden, ausgesprochen
abwechslungsreich zu komponieren. Mit dem Opener der B Seite "Tears Of
Repentence" legt man nochmals ein kleines Meisterwerk vor, welches einen
hohen kompositorischen Standart ,bei mindestens ebenso hoher
Musiziergeschwindigkeit, offenbart. Darauf folgt mit "Same To You" wiederum
ein Song der leicht bluesig eingeleitet wird, um sich nach kurzer Zeit in
einen gutartigen Midtempobanger zu entwickeln. Abgeschlossen wird die Scheibe
durch "Fight Back" mit seiner abwechslungsreichen Gitarrenarbeit und der
(Halb)ballade (im besten Sinn des Wortes) "Players" die mit leicht epischen
Momenten aufwarten kann.
Eine Platte also die musikalisch keine Wünsche offen läßt,
deren Qualität aber leider unter einer der schlechtesten Produktionen
der gesamten Rockgeschichte zu leiden hat. Ehrlich in meiner Liste steht
"Guilty As Charged" zusammen mit Satan's Host's "Metal From Hell" und "One
Nation Underground" von Hawaii auf der ersten Stelle. Und genau wie beiden
anderen genannten Alben steht die Qualität des Songmaterials in keiner
Relation zur Produktion. Auch die im Jahr 2000 über Hellion Records
erschienene Wiederveröffentlichung von "Guilty As Charged" ist streng
genommen eine Frechheit, da die Masterung noch schlechter klingt als die
des Originalalbums, was allerdings wohl daran lag, daß die
ursprüngliche Plattenfirma der Band (Shrapnel Records) die
Masterbänder nicht rausrücken wollte. Optisch ist dieser Reissue
zwar absolut Top, und wird ausserdem durch 3 Live Bonustracks aufgewertet,
aber es ist wirklich ein seltsames Gefühl ein solches Album zu empfehlen.
Aufgrund der Musik muss ich "Guilty As Charged" allerdings uneingeschränkt
empfehlen, mir bleibt nichts anderes übrig.