von Hugin » 11. Dezember 2009, 14:37
Ich geb gerne zu, dass ich ein sehr ausgeprägtes Sammlergen habe. Ich hab das immer schon so definiert, dass ich "im Prinzip" gerne jedes je veröffentlichte Metal-Album in einer offiziellen Auflage hätte, und von den Bands, die ich richtig gut finde jeden veröffentlichten Song auf einem offiziellen Tonträger. Dabei ist mir natürlich klar, dass ich das "Ziel" nie erreichen kann und es auch nicht unbedingt versuchen will. Aber das ist auf jeden Fall die Grundeinstellung: Jede metallische oder artverwandte Scheibe ist zumindest potentiell interessant für mich. Da kein Mensch das Geld dafür hat, sich das alles - womöglich noch zu regulären Ladenpreisen - zu kaufen, gilt für mich hier die Strategie, dass jede Scheibe für mich ihren Preis hat. Das heißt dann, dass ich bei meinen Lieblingsbands gerne am Erscheinungstag den Regulärpreis bezahle, bei "ganz netten" Bands warte ich bis es sie zum Midprice gibt, oder mal nichts Vorrangiges ansteht, und für die "noch interessanten" Scheiben gebe ich halt 1 - 3 Euro aus, und das auch nur, wenn ich grad eh nichts Wichtigeres habe, wofür ich das Geld ausgeben sollte. Teure Raritäten reizen mich nicht besonders. Klar, bei einem Schnäppchen sag ich nicht nein, aber nur weil etwas selten ist, würde ich dafür nie einen hohen Preis bezahlen. Dazu bin ich viel zu sparsam. Für ein Album, das ich richtig gut finde und unbedingt haben muss, zahl ich vielleicht sogar auch mal 30,- Euro, aber nur, wenn es keinen billigeren Re-Release gibt, der keine erkennbaren Mängel hat. Nur um "das Original" zu haben, würde ich in aller Regel nicht das Doppelte oder mehr bezahlen. Vielleicht bei 5 - 10 absoluten Lieblingsbands wie Cirith Ungol oder Manilla Road, aber selbst da kann ich gut auf vernünftige Gelegenheiten warten, wenn ich schon einen offiziellen Rerelease habe. So hab ich die Liquid Flame Pressung von "Frost And Fire" auch erst heuer gekauft, für 30,- Euro in Toppzustand, obwohl ich seit 18 Jahren Fan der Band bin, und die Vinyl-Auflage immer haben wollte.
Was ist der Grund, für diese Art von Sammelverhalten? Also dafür, prinzipiell alle Metalscheiben haben zu wollen, wenn sie billig genug sind. Nun, ich denke nicht, dass es was mit Konkurrenzkampf oder Angeberei zu tun hat. Auch nichts mit dem Spaß an der Raritätenjagd, am Feilschen und am Stöbern. Es ist in der Tat ein "Habenwollen". Das bezieht sich aber weniger auf das rein Materielle, sondern viel stärker auf die in den Tonträgern manifestierten Informationen und sonstigen Inhalte. Ich bin seit jeher ein riesiger Fan von Lexika, Listen, Archiven, Informationssammlungen, Katalogen, Chroniken usw... Das heißt, dass ich mir schlicht und ergreifend die verkörperten Informationsquellen zulegen möchte, die es mir ermöglichen, selbst vor Ort und jederzeit zugreifbar einen möglichst umfassenden Überblick über die Geschichte meiner Lieblingsmusik zu haben. Ich möchte mich jederzeit anhand meines eigenen Archivs über eine Band oder ein Album und die enthaltenen Musik informieren können, wenn in einer Diskussion mit anderen Musikfreunden über eine Band gesprochen wird, wenn ich in einem Review Vergleiche ziehen will, wenn ich mich auf ein Interview vorbereite, wenn ich für mich selbst eine Band im musikhistorischen Kontext einordnen will usw... usf...
Haupttriebfeder meiner Sammelleidenschaft ist somit vermutlich der unstillbare Drang danach, so viele Informationen wie irgendwie möglich über "meine Musik" anhand von Originalquellen verfügbar zu haben. Mag skurril klingen, aber so deute ich mich in dem Fall selbst.
Was das Finanzielle angeht, kaufe ich m.E. sehr vernünftig. Das heißt, dass ich prozentual noch nie mehr von meinem Geld ausgegeben habe, als die Mehrzahl der anderen Leute für ihre Hobbies. Und es ist mir bisher mein ganzes Leben über gelungen, am Ende eines Jahres einen höheren Vermögensstand zu haben, als am Ende des Vorjahres. So lange mir also trotz des Sammelwahns ein sinnvolles Ansparen von Vermögenswerten möglich ist, mache ich mir keine Sorgen darüber, dass ich ein Verschwender sein könnte.
Was mich natürlich auch ein wenig stört, ist die Tatsache, dass ich einen gewissen Prozentsatz der Alben in meiner Sammlung nicht wirklich kenne. Gerade die Overstocks-Käufe. Wenn ich mal auf einmal 30 Alben für 75 Euro kaufe, dann ist klar, dass ich die nicht alle zeitnah hören kann. Aber da reicht es mir dann, dass ich sie jederzeit anhören kann, wenn ich Interesse dran oder Lust drauf habe. Wie gesagt: Die Verfügbarkeit der Information ist das, was mich am meisten reizt am Sammeln.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012
Primitivsoundkunst:
http://www.morbid-alcoholica.com/2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.