von Goatstorm » 20. Dezember 2006, 12:54
Ich denke, das Ganze hat auch noch einen ganz anderen, elementaren Grund: das Verschwinden der Metal-Cliquen.
Im Gegensatz zu den 80ern hat der Ausstoß der Kulturindustrie bis heute noch einmal einen ganzen Zacken zugelegt. Es gibt gegenwärtig ein regelrechtes Überangebot an Unterhaltungs-, Identifikations- und Informationsmöglichkeiten, das in den 80ern schlichtweg noch nicht existent war, bzw. noch in den Kinderschuhen steckte. Die klaren Orientierungslinien, die vor 20 Jahren noch zum Teil vorhanden waren, sind durch die Pluralisierung der Stile heute fast völlig verschwunden. Kennt noch jemand die Frage aus seligen Jugendtagen: "Bist Du ein Rapper oder ein Metaller?" Das gibt's heutzutage nicht mehr. Die Grenzen sind weg.
In der Folge hat die Zahl derer abgenommen, die sich nicht nur oberflächlich, sondern intensiv EINER Szene, EINEM Lager zurechnen, wohingegen - im Metal vor allem seit Mitte der 90er zu beobachten - die Zahl derer, die zwar ab und zu noch Metal hören, aber dazu noch einen Haufen anderer Sachen zugenommen hat.
Für den einsamen Metaller bedeutet das, dass er immer häufiger in einen Freundeskreis eingebettet ist, der ganz andere musikalische Interessen hat. Wenn er nun vor der Entscheidung steht, alleine auf ein DELIRIUM TREMENS-Konzert zu gehen, oder zusammen mit seinen Kumpels in die Rockfabrik oder die Kneipe, wird die Entscheidung in der Regel wohl zweiteres sein.
Aber tatsächlich bietet das Internet die Chance, dass sich aus der überregionalen Szene wieder neue regionale Cliquen bilden, die gemeinsam auf Underground-Konzerte gehen. Ich denke, das ist es, was man auch in Franken ganz deutlich spürt. Andernorts wird's ähnlich sein.
Sblood, thou stinkard, I’ll learn ye how to gust … wolde ye swynke me thilke wys?